Die Wasserjungfer auf der Kirchweih.

[142] Bei einem Kirchweihfeste zu Kozidirek mischte sich unter die Tänzerinnen stets ein wunderschönes Mädchen, das von niemanden gekannt wurde. Alle Burschen wollten mit ihr tanzen; sobald aber einer einmal mit ihr getanzt hatte, kam er[142] jedesmal mit einem Wassertropfen am Kinn zurück. Dies erregte die Neugierde und man hätte vom Leben gern gewußt, wer das Mädchen sei. Es wurde daher beschlossen, sie bei ihrem Nachhausegehn zu begleiten. Sie lehnte dies jedoch entschieden ab und war plötzlich aus dem Saale verschwunden. Ein Bursche aber, der vor dem Saale stand, sah sie herauskommen und davon eilen. Er eilte ihr nach, konnte sie aber nicht einholen, sondern sah nur, wie sie beim Teiche angelangt dreimal in die Hände klatschte und dann verschwand. Seit der Zeit war sie nie mehr im Dorfe zu sehen. – (J. Winterberg aus Jungbunzlau.)

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 142-143.
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