Beschwörung des [155] Vodník.

Beim Dorfe Plaß im Riesengebirge ist ein Teich, in welchem gleichfalls der Vodník wohnt. Auf dem Damme dieses Teiches ist ein Weidenbaum. Wer von dem Baum eine Gerte abreißt, wird von dem Wassermann ins Wasser gezogen. Einmal sollen in einem Jahre dreizehn Knaben ins Wasser gezogen worden sein. Als der Vierzehnte eine Weidenruthe abreißen wollte, fieng er an zu singen: Vodník, ty dej mně ten prut, dokaď já mám na něj chuť. Und siehe, es geschah ihm nichts und er bestieg stets ohne Gefahr die Weide und schnitt sich Ruthen ab.

In Jungbunzlau fürchten sich die Fischer einen Ertrinkenden dem Wassermann zu entreißen; der Wassermann würde[155] ihnen keine Ruhe geben, sie würden schlechte Züge machen und zuletzt selbst ertrinken. (J. Kraus aus Luschtenitz.)

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 155-156.
Lizenz:
Kategorien: