Der Wassermann und die Henne.

[165] Vor Weihnachten trug ein Weib aus Domousnic in einem Huhnerkorbe Geflügel nach Jungbunzlau auf den Markt. Unter den Hühnern war auch eine schwarze Henne, die einen weißen Streifen um den Hals hatte. Das Weib mußte vor einem großen Teiche vorbei, der in der Gegend sehr berüchtigt ist. Als sie auf der Mitte des Dammes angekommen war, sah sie in der Mitte des Teiches, der ganz zugefroren war, einen Kopf hervorragen, der ein grünes Käppchen auf hatte und aus dessen Haaren ununterbrochen Wasser floß. Zu gleicher Zeit fieng die schwarze Henne ungeheuer an zu schreien und zu gackern, worauf der Kopf ein eigenthümliches Pfeifen hervorstieß, auf welches Zeichen die Henne mit großer Gewalt sich losmachte und dem Manne zuflog. Kaum hatte er sie in der Hand, so pfiff er dreimal und tauchte dann mit der Henne unter und das Eis schloß sich über ihm, als ob es niemals nicht offen gewesen wäre. (J. Winterberg aus Jungbunzlau.)

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 165-166.
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