Der Riese im Spitzberge bei Tannwald.

[213] Im Spitzberge bei Tannwald wohnt heute noch ein Riese, der ungeheure Schätze besitzt. Neben dem Berge fließt ein Bach, darin tränken die Hirten ihre Heerden. Oft geschieht es, daß die Kühe dort im Sande Silber- und Goldstücke ausscharren, die der Riese jenen Hirten sendet, denen er gewogen ist. Ein Hirte aber, der den Riesen foppte und ihn rief, verschwand plötzlich im Berge und kam erst nach geraumer Zeit, aber ganz braun und blau geschlagen zurück. In stürmischen Nächten haben Leute, die noch spät um den Berg giengen, zuweilen einen fürchterlichen Lärm, Geklirr und Geheul aus dem Berge vernommen und dabei wurden Steine auf sie geschleudert, daß sie eiligst davonliefen. Einmal fuhren des Nachts mehrere reiche aber[213] geizige Leute an dem Berge vorüber. Plötzlich wurde ihr Wagen von unsichtbaren Händen umgeworfen und als sie sich abmühten, den Wagen aufzuheben, erscholl ein lautes Hohngelächter aus dem Berge. Leute wollen den Riesen auch schon am Tage vor seiner Höhle gesehen haben, wie er auf seinen Schätzen lag und schlief. Doch kommt er meistens nur des Nachts aus seinem Berge und durchstreift die Gegend. (Bruno Pfeiffer aus Gablonz. A. Schupansky.)

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 213-214.
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