|
[48] Ein mann und ein weib, die mit einander verheirathet waren, hatten keine kinder und sie wollten durchaus eines haben. da gingen sie auf die reise, um sich ein kind zu suchen. der mann ging auf einer seite der straße, das weib auf der andern seite. der mann ging und ging und sah auf dem wege eine maus. diese fing er und bald darauf begegnete er seinem weibe. da fragte der mann: ›hast du nichts gefunden?‹ – ›nein‹ sprach das weib und der mann zeigte ihr die maus und sagte: ›ich aber habe etwas gefunden.‹ damit gingen mann und weib nach hause und freuten sich über die maus wie über ein schönes kind.
Einmal geschah es, daß der mann auf das feld ackern ging. zur mittagszeit bereitete das weib ein mahl, aber weil es niemanden hatte, das essen auf das feld zu dem manne zu schicken, so gab es die speisen der maus, und diese sollte alles dahin tragen. die maus war aber niemand anders als der teufel selbst, und der verwandelte sich aus der maus in einen faustgroßen knaben. so trug er die speisen auf das feld und während der mann aß, ging der kleine teufel zu dem pfluge und ackerte in einer viertelstunde zehn faltschen grund; das war mehr als der mann mit den stärksten thieren durch eine ganze woche hätte ackern können.[48] das sah aber ein reicher, reicher Bojar und der kam zum manne hergelaufen und fragte ihn: ›verkaufst du mir diesen knaben?‹ – sprach der bauersmann: ›nein.‹ aber der kleine teufel winkte dem manne zu, er solle ihn verkaufen. da sagte der mann: ›gut, ich will ihn verkaufen, aber um viel, viel geld.‹ der Bojar freute sich darüber und sagte: ›du sollst für den kleinen buben eine ganze mütze voll dukaten bekommen.‹ der bauersmann hielt die mütze vor und der Bojar schüttete darein lauter glänzende dukaten. da verkroch sich der teufel unter der mütze, und riß ihr den boden heraus und hielt sie heimlich über einen großen, großen sack. der Bojar schüttete aber immer zu das viele geld in die mütze und merkte den betrug nicht. als der ganze sack und obendrein auch die mütze voller dukaten war, da gab der bauersmann den kleinen teufel dem Bojaren und der Bojar steckte ihn in seine tasche. so ging er und freute sich seiner frau zu hause eine überraschung mit dem kleinen buben zu machen. aber dem teufel kam in der tasche die noth an und er ließ kügelchen fallen. darauf schlüpfte er heimlich aus der tasche und eilte zurück zum bauersmanne. als der Bojar nach hause kam, sagte er seiner frau: ›du bist immer böse, daß ich dir nach hause niemals etwas mitbringe. heute aber hab' ich dir etwas gebracht, was dir gewiß sehr viel freude machen wird.‹ nach diesen worten steckte der Bojar die hand in die tasche, um den kleinen knaben daraus zu nehmen, aber der war schon lange nicht mehr darin und der Bojar zog nur das schöne andenken heraus, welches übel roch.