Die Kühlung des heißen Motors

[64] Außer dem Zündapparat und dem Vergaser als Zusatzgeräte mußte ich für meinen Fahrzeugmotor noch einen weiteren zusätzlichen Apparat konstruieren: den Kühler. Bei der Verbrennung des hochverdichteten Benzingas-Luftgemisches entstanden so große Wärmemengen im Zylinder, daß das Schmieröl verbrannte, der Kolben sich festfraß und die Zylinderwände sich übermäßig erhitzten. Eine Kühlvorrichtung für den Fahrzeugbetrieb war daher unerläßlich. Bei meinen ortsfesten Gasmotoren erfolgte das Kühlen der Zylinderwände einfach dadurch, daß man der Wasserleitung dauernd Frischwasser zur Kühlung entnahm. Beim motorgetriebenen Fahrzeug, das nicht durch mitgeführte große Wassermengen überlastet werden kann, wurde die Frage der Kühlung ziemlich schwierig. Die nächstliegende Lösung bestand darin, den Motorzylinder von einem Vorratsbehälter aus vom Wasser überspülen zu lassen. Zu diesem Zweck setzte ich zunächst einfach einen Behälter über den Motor, dessen Zylinderwände – wie bei den heutigen Automobilmotoren – von einem weiteren Metallmantel in kleinem Abstand umgeben[64] waren. In den dazwischenliegenden Hohlraum wurde das kalte Wasser hineingeleitet, während das erwärmte leichtere Wasser nach oben stieg. So wurde der Motor vor Überhitzung geschützt. In meiner Patentzeichnung (Abb. 12) versuchte ich, die Wärmeströmung des Wassers vollkommener auszunützen und das warme Wasser, wie bei einer Warmwasserheizung, durch ein Rohrsystem zu leiten, das dem Fahrtwind zur Kühlung ausgesetzt werden konnte. Dieses Prinzip beruht bekanntlich auf der Tatsache, daß ein Raumteil heißen Wassers leichter ist als dieselbe Menge kalten Wassers. Das erwärmte Wasser steigt, weil es spezifisch leichter ist, in die Höhe, sinkt jedoch nach seiner Abkühlung – schwerer geworden wieder nach unten zurück. In einem Rohrsystem entsteht dadurch ein Wasserkreislauf, wobei das abgekühlte Wasser jeweils wieder zur Erwärmungsstelle zurückkehrt. Auf diese Art und Weise konnte man beim Kühlsystem meines Fahrzeugmotors mit verhältnismäßig kleinen, dauernd kreisenden Wassermengen auskommen. Abbildung 13 zeigt, daß bei den ältesten Automobilen der Welt die Idee des selbsttätigen Wasserumlaufes im Zusammenhang mit dessen Rückkühlung schon einwandfrei durchgeführt war.

Quelle:
Benz, Carl Friedrich: Lebensfahrt eines deutschen Erfinders. Die Erfindung des Automobils, Erinnerungen eines Achtzigjährigen. Leipzig 1936, S. 64-65.
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