Leopard (Leopardus antiquorum)

[422] Der Leopard (Leopardus antiquorum, Felis Leopardus, L. pardus) ähnelt im Bau, nicht aber auch in der Färbung und Zeichnung, dem Jaguar am meisten. Seine Gesammtlänge beträgt ungefähr 2,4 Meter, wovon der Schwanz etwa ein Drittel wegnimmt. Der Kopf ist groß und rundlich, die Schnauze wenig vorspringend, der Hals sehr kurz, der Leib kräftig, die Gestalt überhaupt gedrungen; die Beine sind mittelhoch und mäßig stark, die Pranken nicht besonders groß; der Schwanz erreicht nicht die Länge des Rumpfes.


Leopard (Leopardus antiquorum). 1/12 natürl. Größe.
Leopard (Leopardus antiquorum). 1/12 natürl. Größe.

Die Grundfärbung, ein blasses Röthlichgelb, dunkelt auf dem Rücken und geht in der Kehlgegend und auf der Vorderbrust in Licht- oder Weißgelb, auf der Unter- nebst Innenseite der Gliedmaßen in Gelblichweiß über, erscheint aber, weil die Flecken klein sind und ziemlich dicht stehen, verhältnismäßig dunkel. Ueber die Oberlippe verlaufen in wagerechter Richtung drei bis vier ziemlich breite schwarze Streifen; ein großer länglichrunder, ebenso gerichteter Flecken zieht sich um den Mundwinkel herum, ein kleiner senkrecht gestellter findet sich über jedem Auge; im übrigen sind Gesicht, Scheitel, Nacken, Kopf- und Halsseiten, Schultern, Ober- und Unterarme, Schenkel und Beine auf der Außenseite, Kehle und Vorderbrust mit kleinen, in der Größe zwischen einer Erbse und einer Wallnuß schwankenden, schwarzen, vollen, runden und rundlichen Flecken dicht bedeckt. Einige von ihnen laufen in der Schlüsselbeingegend zu schief stehenden Querbinden, andere, und zwar ihrer zwei oder drei auf den Schultern und Beinen, zu unregelmäßigen Tüpfeln zusammen und werden hier durch schmale, netzartig zwischendurch ziehende Streifen der Grundfärbung getrennt. Hierdurch bilden sich gebrochene, im wesentlichen von oben nach unten verlaufende Reihen, während die Tüpfelung des Kopfes und Halses durchaus unregelmäßig erscheint. Einige wenige Schulter- und Schenkelflecken sind bereits zu gesäumten geworden, d.h. umschließen einen kleinen Hof, wie dies bei allen Flecken des Oberrückens, der Rumpfseiten und des Oberschwanzes in der Wurzel gegend der Fall ist. Der [423] Hof, welcher stets eine dunklere, in der Regel lichtrothgelbe Färbung hat, wird auf der Rückenmitte, über welche sich zwei oder vier gleichlaufende Streifen ziehen, von einem ring- oder zwei, meist zusammenfließenden halbmondförmigen Flecken eingefaßt, während ihn auf den Seiten, woselbst die Reihen eher nach der Quere als nach der Länge angeordnet sind, drei bis vier, im letzteren Falle paarig stehende Mondflecken umgeben. Der Schwanz ist in der Wurzelgegend mit in die Länge gezogenen Hof- und Vollflecken, gegen die Spitze hin nur mit letzteren sehr unregelmäßig gezeichnet, an der Spitze unten aber fast reinweiß. Die Zeichnung der Unter- und Innenseite der Glieder endlich besteht entweder aus einfachen oder doppelten Vollflecken. Das Ohr ist außen grauschwarz, ein großer Flecken nach der Spitze weißlich; das Auge hat grünlichgelbe Iris und runden Stern. Weder die Geschlechter noch die Alten und selbständig gewordenen Jungen unterscheiden sich wesentlich von einander; wohl aber gibt es dunklere und selbst schwarze Spielarten. Eine solche, in Habesch Gesela genannt, wird wegen ihres glänzendbraunschwarzen, nur im Sonnenglanze fleckig erscheinenden, von den Abessiniern hochgeschätzten Felles eifrig verfolgt.

Als Heimgebiet des Leoparden haben wir Afrika anzusehen. Ob er auch in Asien vorkommt, weiß ich nicht, halte es jedoch nicht für wahrscheinlich. Noch gegenwärtig bewohnt er fast alle Länder und Gegenden seines heimatlichen Erdtheils.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. CDXXII422-CDXXIV424.
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