Butterfisch (Centronotus gunellus)

[137] Vertreter der Klingenfische ist der Butterfisch (Centronotus gunellus und muraenoides, Blennius gunellus, europaeus, maculis und muraenoides, Pholis gunellus, Muraenoides guttata, Gunellus vulgaris und ingens), ein Bewohner des Eismeeres und der Nordsee, welcher zuweilen auch im Atlantischen Weltmeere bis zur französischen Küste gefunden wird. An Länge soll er bis fünfundzwanzig Centimeter erreichen; die meisten Stücke messen jedoch nicht über zwanzig Centimeter. Die Grundfärbung ist eine Mischung aus Purpur und Gelbbraun, welche an Kehle und Bauche verblaßt und längs des Rückens mit neun bis zwölf deutlichen, runden, weiß eingefaßten Flecken, übrigens mit unbestimmten Wolkenflecken gezeichnet wird. Erstere Flecke stehen bei einzelnen Stücken auf der Rückenflosse, zuweilen auf dieser und dem Rücken. Achtundsiebzig stachelige Strahlen spannen die Rückenflosse, elf die Brustflosse, ein Stummel und ein Strahl die Bauchflossen, zwei stummelhafte und dreiundvierzig ausgebildete die Afterflosse, funfzehn die Schwanzflosse; die Anzahl derer, welche zur Rücken- und Afterflosse gehören, ist jedoch mannigfachem Wechsel unterworfen.

Wie andere seiner Familie bevorzugt der Butter fisch felsigen Grund zu seinem Aufenthalte, findet sich jedoch zuweilen auch auf Strecken, wo der Boden mit weichem Schlamme bedeckt ist. Bei tiefer Ebbe sieht man ihn in kleinen Pfützen oder unter Steinen und zwischen Seetangen liegen, gleichsam die rückkehrende Flut erwartend. Längerer Wassermangel bereitet ihm keine Unbequemlichkeit; doch setzt er sich minder rücksichtslos als seine Verwandten der trockenen Luft aus, sucht sich vielmehr zwischen den Steinritzen und Tangen die ihm nöthige Feuchtigkeit zu verschaffen. Seine Bewegungen im Wasser sind sehr rasch und gewandt; es hält daher auch schwer, ihn hier und selbst in seichten Pfützen zu fangen. Zu seiner Gewandtheit kommt noch die außerordentliche Glätte des Leibes, welche es erschwert, ihn fest zu halten; auch ist er klug genug, bei längerer Verfolgung so rasch wie möglich sich in Felsspalten zu verstecken. Seine Nahrung besteht ebenfalls aus kleinen Weichthieren, Fischbrut und Fischlaich; er scheint jedoch nicht so gefräßig wie andere Verwandte zu sein. Ueber die Fortpflanzung finde ich keine bestimmte Angabe.

Viele Raubfische und Seevögel stellen dem Butterfische nach; Scharben und Taucher verfolgen ihn während der Flutzeit, Möven und Verwandte während der Ebbe. Einer seiner schlimmsten Feinde soll der Seeskorpion sein, welcher dieselbe Oertlichkeit bewohnt und mit dem ihm gegenüber wehrlosen Klassenverwandten wenig Umstände macht. Von dem Menschen hat der Butterfisch wenig zu fürchten. Sein Fleisch ist zwar nicht schlecht, er aber zu klein, als daß der Fang die Mühe lohne. Bloß die Grönländer erbeuten ihn zuweilen, um ihn für den Winter zu trocknen, und die Fischer nehmen ihn auf, wenn sie keinen besseren Köder zum Anlocken größerer Fische zu finden wissen.


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Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 137.
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