Kielwels (Doras costatus)

[204] Ein schon seit längerer Zeit bekannter Vertreter dieser Gruppe ist der Kielwels (Doras costatus, Silurus und Cataphractus costatus), Vertreter einer gleichnamigen Sippe (Doras). Seine Länge beträgt etwa dreißig Centimeter. Die Färbung des Rückens und der Oberseite ist braun, die des Kopfes rothbläulich, die der Unterseite lichter. In der Rückenflosse stehen sieben, in der Brustflosse acht, in der Bauchflosse sieben, in der Afterflosse zwölf Strahlen.

Nicht die Gestaltung des Kielwelses, sondern seine eigenthümliche Lebensweise ist es, welche mich bestimmte, ihn hier zu erwähnen. Schon Hancock berichtet und Schomburgk bestätigt, daß dieser Fisch, wie andere seiner Verwandten auch, beim Austrocknen der Sümpfe und Flüsse herdenweise oft stundenweit über Land wandert, um ein anderes Gewässer aufzusuchen. Nach Angabe des ersteren Beobachters traf man einmal drei Gehstunden von der Küste entfernt eine zahlreiche Herde dieser Fische, welche, mit dem biegsamen Schwanze sich vorwärts stoßend, auf die Stacheln und Brustflossen sich stützend, wie die zweifüßigen Eidechsen dahinkrochen und so ihren Weg mit der Geschwindigkeit eines langsam gehenden Mannes fortsetzten. Es waren ihrer so viele, daß die den Beobachter begleitenden Neger mehrere Körbe mit ihnen füllen konnten. »Man hat behauptet«, sagt Schomburgk, »daß sie in einem häutigen Sacke, welcher die Kiemenblättchen umgibt, etwas Wasser zurückbehalten können, wodurch letztere während der Reise feucht erhalten werden. Die Auswanderungszüge scheinen jedesmal von der gesammten Bevölkerung eines Sumpfes vereint unternommen zu werden. Finden die Züge kein Wasser, so graben sie sich in den weichen Schlammboden ein, wo sie, bis sich an der Stelle wieder Wasser ansammelt, in einer Art von Erstarrung liegen bleiben. Daß sie zehn Stunden vollkommen lebensfrisch außerhalb des Wassers zubringen können, habe ich selbst erfahren.«


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Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 204.
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