Piraya (Serrosalmo Piraya)

[208] Einer der bekannteren Vertreter dieser Sippe ist die Piraya (Serrosalmo Piraya, Piranha und nigricans, Pygocentrus Piraya), ein sehr hochleibi ger und gedrungener, kurz- und stumpfschnäuziger Fisch von etwa dreißig Centimeter Länge, oberseits bläulicher, unterseits gilblicher Färbung und dunkler Fleckung. Die Rückenflosse spannen siebzehn bis achtzehn, die Brustflosse sechzehn, die Bauchflosse sechs, die Afterflosse dreiunddreißig, die Schwanzflosse fünfundzwanzig Strahlen.

Alle Sägesalmler leben in den Flüssen Süd- und Mittelamerikas, selten oder nie in der Nähe der Mündungen, vielmehr durchschnittlich vierzig bis sechzig Seemeilen vom Meere aufwärts, auf stromlosen Stellen, vorzugsweise in Buchten, welche von Felsen umgeben oder von ihnen durchsetzt werden. Für gewöhnlich halten sie sich am Boden auf, erscheinen aber, sobald sie eine Beute gewahren, zu tausenden auch an der Oberfläche des Wassers. Auf größeren Strömen begleiten oder umringen sie die Fahrzeuge, um im rechten Augenblicke zur Stelle zu sein. »Wird ihnen«, bemerkt Bates, »nichts zugeworfen, so sieht man höchstens einige zerstreuete hier und da, aller Köpfe erwartungsvoll gerichtet; sobald aber irgend ein Abfall vom Boote aus ins Wasser geschüttet wird, dunkelt sich dasselbe durch ihre Heere, ein wüthender Kampf beginnt um den Bissen, und oft noch glückt es dem einen, Nahrung zu stehlen, welche ein anderer schon halb verschlungen. Wenn eine Biene oder Fliege nahe über dem Spiegel dahinzieht, springen sie tobend nach ihr, so gleichzeitig, als würden sie durch einen elektrischen Schlag aufgerührt.« Humboldt hat schon lange vor Bates ähnliches erzählt. »Gießt man«, sagt er, »ein paar Tropfen Blut ins Wasser, so kommen sie zu tausenden herauf, an Stellen, wo der Fluß ganz klar und kein Fisch zu sehen war. Warfen wir kleine blutige Fleischstückchen ins Wasser, in wenigen Minuten waren zahlreiche Schwärme von Karaibenfischen da und stritten sich um den Fraß.«

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 208.
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