Fahak (Tetrodon Fahaka)

[339] Eine der am besten gekannten Arten dieser Sippe ist der Fahak der Araber (Tetrodon Fahaka, lineatus, strigosus und physa), ein Kröpfer von etwa fünfundzwanzig Centimeter Länge, mit dickem, breit stirnigem Kopfe, weit oben stehenden Augen, einem Höcker vor ihnen und zwei Bartfasern, auf der Bauchseite bekleidet mit feinen, scharfen, spitzigen Stacheln, übrigens fast nackt und schleimig, schön und lebhaft gefärbt wie die anderen Verwandten.


Fahak (Tetrodon Fahaka). 2/5 natürl. Größe.
Fahak (Tetrodon Fahaka). 2/5 natürl. Größe.

Der Rücken ist schwärzlichblau, die Seite hochgelb gestreift, der Bauch gelblich, die Kehle schneeweiß, die Schwanzflosse hochgelb. In der Rückenflosse stehen elf, in der Brustflosse achtzehn, in der Afterflosse neun oder zehn, in der Schwanzflosse neun Strahlen.

Der Fahak steigt zu Zeiten aus dem Mittelländischen Meere in dem Nile empor und wird dann mitunter häufig beobachtet, jedoch immer selten gefangen. Hasselquist gibt zuerst von ihm Kunde; Ge offroy hat ihn später während der Ueberschwemmung des Niles beobachtet und die Meinung ausgesprochen, daß er aus dem oberen Stromgebiete herabkomme, mit dem Hochwasser sich in die künstlichen Verzweigungen des Stromes vertheile. Hier sieht man ihn beim Austrocknen oft massenhaft auf dem Schlamme und Sande liegen. »Alt und jung«, sagt Geoffroy, »freut sich ihrer Ankunft, und die Kinder spielen mit ihnen, wie bei uns mit den Maikäfern, treiben die aufgeblasenen und umgestürzten Kugeln auf dem Wasser umher, blasen sie auf und bedienen sich derselben, wenn sie ausgetrocknet sind, als Bälle.« Heutzutage ist es anders geworden; denn der Fahak zählt zu den Dingen, welche von den Nilreisenden gern aufgekauft und als eine Merkwürdigkeit zur Erinnerung an das Pharaonenland mitgenommen werden.

[339] In ihrem Wesen und Betragen ähneln die Kröpfer den Doppelzähnern oder Igelfischen wohl in jeder Hinsicht. In tieferem Wasser schwimmen sie, wenn auch etwas unbeholfen, so doch nach Art anderer Fische; bei Ansichtigwerden einer Gefahr aber begeben sie sich rasch an die Oberfläche, schlucken Luft, blasen ihren bis dahin runzeligen Leib so weit auf, daß er ganz glatt wird, fallen auf den Rücken und verwandeln sich in eine Kugel, von welcher allseitig Spitzen abstehen. In diesem Zustande vermögen sie nicht zu schwimmen und würden daher allen Raubfischen zum Opfer fallen, wenn diese im Stande wären, die Kugel zu verschlingen. Dies aber vermögen sie nicht, treiben unsere Kröpfer vielmehr auf dem Wasser umher, ohne sie fassen zu können, und verlassen sie endlich, weil sie sich an den Spitzen stechen. Faßt ein Mensch den aufgeblasenen Kröpfer an, so bemerkt er, daß dieser sich ängstlich bemüht, noch mehr Luft einzupumpen: ein Beweis, daß er in seiner Aufkugelung ein Sicherungsmittel erkennt. Sobald er glaubt, daß die Gefahr glücklich vorübergegangen ist, läßt er die eingenommene Luft theilweise entweichen und bringt dadurch ein zischendes Geräusch hervor. Nunmehr erst nimmt er die Gestalt anderer Fische an, und damit ist er fähig, seine Flossen wiederum zu gebrauchen. Neben dieser absonderlichen Art der Vertheidigung gebraucht der Kröpfer übrigens auch sein Gebiß mit Nachdruck; denn ingrimmig zerbeißt er das, was er in das Maul bekommen kann. Er ist zählebig und vermag lange Zeit außerhalb des Wassers zu leben. Sein Fleisch wird von den ärmsten Bewohnern des Nillandes gegessen, sein Roggen dagegen gilt als giftig.


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Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 339-340.
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