Messinggelber Bohrkäfer (Niptus hololeucus)

[114] Hin und wieder zeigen sich in den menschlichen Behausungen noch andere Arten derselben oder einer ungemein nahestehenden Gattung, so hat namentlich in jüngster Zeit der durch den Handel in Deutschland eingeführte messinggelbe Bohrkäfer (Ptinus hololeucus) einiges Aufsehen erregt. Der gedrungene, im Halsschilde kugelrunde, in den Flügeldecken breit eiförmige, artige Käfer fällt durch das messinggelbe, dicht anliegende und seidenartige Haarkleid, sofern es nicht, fleckenweise abgerieben, die schwarze Grundfarbe durchblicken läßt, sofort in die Augen. Wegen des gedrungenen Baues und weil die Oberlippe ausgerandet, der Zahn in der Kinnmitte stumpf ist, während jene ganzrandig, dieser spitz bei Ptinus ist, hat man unseren Käfer einer besonderen Gattung Niptus zugewiesen. Vor einer Reihe von Jahren gelangte er aus England in die [114] Sammlungen der Deutschen. Neuerdings hat er sich nun lebend in Hamburg, Zwickau, Roßwein in einzelnen Häusern gefunden, ist mir Ende April 1873 lebend zugeschickt worden, mit dem Bemerken, daß er trotz seiner stellenweise in Quedlinburger Niederlagsräumen beobachteten ungeheueren Vermehrung jetzt wieder seltener zu werden beginne, und begegnete mir schließlich in den eigenen Wohnräumen, in die er durch Verpackung von Glaswaaren eingeschleppt sein dürfte. Der Käfer stammt ohne Zweifel aus dem fernen Osten; denn Falderman hat ihn zuerst in seiner transkaukasischen Fauna benannt und beschrieben. Im Freien hat er sich in Deutschland bisher sicher noch nicht fortgepflanzt.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 114-115.
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