Rothrüsseliger Mauszahnrüßler (Baridius cuprirostris)

[155] So wenigstens charakterisiren sich die durchschnittlich 4,5 Millimeter messenden europäischen Arten. Da sich die Gesammtzahl aller aber an dreihundert beläuft und ihre Tracht nicht durchaus übereinstimmt, so geben die unserigen von den schönen, kräftigeren, mitunter mehrfarbigen Formen des heißen Amerika, welches als ihr eigentliches Vaterland betrachtet werden muß, keine genügende Vorstellung. Der Raps-Mauszahnrüßler (Baridius chloris, Fig. 3) ist glänzend grün, bisweilen bläulichschimmernd, am Halsschilde zerstreut punktirt, in der Mitte fast glatt, die Zwischenräume der Punkte viel größer als diese selbst, an den Flügeldecken einfach gestreift, bei starker Vergrößerung [155] sind in den Zwischenräumen Punktreihen zu bemerken. Die Seiten des Rüssels und der Brust, die Schenkel und der nicht weiß beschuppte Bauch in seinem vorderen Theile sind grob punktirt, die Vorderbrustseiten mehr runzelig. Die weiße Larve lebt bohrend in dem untersten Stengeltheile der Oelsaaten und gewiß auch anderer Kreuzblümler und geht bis in die äußersten Wurzelspitzen, verpuppt sich auch hier und liefert bereits im Juni den Käfer, der unter Umständen versteckt bleibt, aber auch, wenn sich in den genannten Saaten eine passende Gelegenheit für Unterbringung seiner Eier bietet, diese vor Winters absetzt, wie die im Frühjahre gefundenen, sehr ungleichen Larven gelehrt haben; andere begatten sich erst zur genannten Zeit, und ihre Nachkommen erscheinen im vollkommenen Zustande natürlich später im Sommer und dürften nicht mehr zum Vorscheine kommen. – Der pechschwarze Mauszahnrüßler (Baridius picinus) lebt in gleicher Weise in anderen Kohlsorten, die er aber in Ermangelung von Herbstsaaten nur im Frühlinge mit Eiern beschenkt, nachdem er aus seinen Winterverstecken hervorgekrochen ist, wie z.B. aus den Strünken des Kopfkohls, in denen er im Herbst zuvor geboren wurde. – Dieselbe Lebensart führt der rothrüsselige Mauszahnrüßler (Baridius cuprirostris, Fig. 4, S. 155) von lichtgrünem Metallglanze; seine Larve frißt in den Strünken des Kopfkohls und Kohlrabis, erzeugt daselbst gallenartige Auswüchse und wird entschieden den jungen Kohlrabipflanzen gefährlich. Wenn wir nun bedenken, daß von dieser und voriger Gattung eine oder die andere Art gemeinsam eine junge Kohlpflanze bearbeiten, daß gewisse Erdflöhe die dritten im Bunde sein können, so leuchtet ein, daß sie alle zusammen dem Landwirte und Kohlgärtner das Leben sauer machen, selbst wenn jede einzelne Art für ihren Theil mit mäßigen Ansprüchen auftritt.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 155-156.
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