Haselböckchen (Oberea linearis)

[176] Statt aller hierher gehöriger Böcke sei nur das Haselböckchen (Oberea linearis) erwähnt. Es ist sehr gestreckt, fast vollkommen walzig, indem die Flügeldecken das Halsschild kaum überragen, am ganzen Körper schwarz und schwach behaart, nur an den Beinen, den Tastern und einem Flecke unter der Schulter wachsgelb. Die fadenförmigen Fühler erreichen die Körperlänge nicht, und die netzartig punktgrubigen Flügeldecken sind an der Spitze schräg nach innen abgestutzt. Die Länge beträgt 13,5 Millimeter bei reichlich 2,5 Millimeter Schulterbreite.

Das schlanke Thierchen lebt im Mai und Juni an Haselnußsträuchern und umschwärmt dieselben lebhaft bei Sonnenschein, wobei die Geschlechter sich aufsuchen. Das Weibchen klebt etwa funfzehn Centimeter unter der Spitze eines jungen Triebes ein Ei an. Die ihm entschlüpfte Larve bohrt sich sofort in das weiche Holz ein und ernährt sich, abwärts fressend, vom Marke. Das frühere Welken der Blätter verräth ihre Gegenwart. Nach der Ueberwinterung dringt sie weiter und gelangt manchmal bis in das dreijährige Holz, um sich nach der zweiten Ueberwinterung am Ende ihrer Fraßröhre zu verpuppen. Sie ist wachsgelb, fußlos, schwach behaart und hat auf dem Rücken des ersten und breitesten Körperringes ein viereckiges Chitinschild und starke Wärzchen hinter demselben. Durch ein Flugloch arbeitet sich der Käfer heraus, nachdem seine Larve den ganzen Trieb über dem Flugloche getödtet hat. Im botanischen Garten zu Halle lebt dieselbe Larve in gleicher Weise in der gemeinen Hopfenhainbuche (Ostrya vulgaris).

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 176.
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