1. Sippe: Pyralinen

[429] Die Familie der Zünsler oder Lichtmotten (Pyralidina) vereinigt die größten bis ziemlich kleinen Mikrolepidopteren von wesentlich weniger Gleichförmigkeit im äußeren Ansehen als die vorige Familie. Die übereinstimmenden Merkmale beruhen hauptsächlich auf dem Verlaufe des Flügelgeäders und sind daher versteckterer Natur. Die gestreckten, dreieckigen Vorderflügel werden von elf oder zwölf, seltener von neun oder zehn Rippen gestützt, von denen Rippe 4 und 5 dicht bei einander oder auf gemeinschaftlichem Stiele an der Hinterecke der Mittelzelle entspringen, 9 aus 8 oder 7, selten ganz fehlend, nahe der vorderen Ecke. Diese ungleiche Vertheilung von Rippe 3 bis 8 und namentlich der größere Zwischenraum zwischen 5 und 6 unterscheidet die Zünsler von der vorigen und von der folgenden Familie.


1 Sogenannte Obstmade. 2 ihr Schmetterling (Grapholitha pomonella). 3 Mehlzünsler (Asopia farinalis). Natürliche Größe.
1 Sogenannte Obstmade. 2 ihr Schmetterling (Grapholitha pomonella). 3 Mehlzünsler (Asopia farinalis). Natürliche Größe.

Ueberdies kommt dem in Rede stehenden Flügel eine ungetheilte Mittelzelle zu. Der immer breitere Hinterflügel ist ungetheilt, ohne eingeschobene Zelle, mit Haftborste, drei freien Innenrands-, und noch sieben, seltener sechs oder fünf Rippen versehen, von denen Rippe 1 b nicht gegabelt, 8 auf einer Strecke mit 7 vereinigt ist oder mindestens nahe daran verläuft. Die Fühler sind borstenförmig, die Augen nackt und meist stark halbkugelig hervorgequollen, die Nebenaugen fehlen nur selten und sind meist gleich hinter der Fühlerwurzel zu suchen. Die Taster ändern in Größe, Form und Richtung außordentlich und sind meist durch die sogenannten Nebentaster, d.h. um höchstens dreigliederige Kiefertaster, vermehrt. Die Raupen der Zünsler lassen sich in ihrer äußeren Erscheinung und in der Lebensweise von denen der Wickler nicht unterscheiden; sie sind es, welche in den weitaus meisten Fällen überwintern, nur selten gilt dies von der Puppe, nie, wie es scheint, von den Eiern oder den Faltern selbst.

Die Familie in der angenommenen Fassung zerfällt in eine Reihe von Sippen (Pyralididae, Botidae, Chilonidae, Crambidae, Phycidae und Galleriae), deren eine oder andere wir nur an wenigen Vertretern erläutern können.

Aus der ersten, nur dreizehn deutsche Arten umfassenden Sippe, ausgezeichnet durch zwölf Rippen im Vorderflügel, von denen 1 nicht gegabelt, 7 und 8 gesondert, die Querrippe gerade oder schwach gebogen sind, durch geschlossene Mittelzelle im Hinterflügel und durch gleiche Taster in beiden Geschlechtern, begegnen uns einige Arten bisweilen in unseren Behausungen, weil die Raupen derselben lebende Pflanzenkost verschmähen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 429.
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