Bienenmotte (Galleria mellonella)

[431] Zum Schlusse der Zünsler sei noch der Wachsschabe, Honig- oder Bienenmotte (Galleria mellonella, Fig. 4, S. 432) gedacht, eines Mitgliedes der letzten kleinen Sippe, welche folgende Merkmale kennzeichnen: die männlichen Taster sind kurz und laufen in ein spitzes, innen ausgehöhltes, nacktes Endglied aus, während sie bei dem Weibchen beschuppt vorstehen. Im Vorderflügel [431] kommen zwölf, elf oder zehn Rippen vor, von denen Rippe 1 an der Wurzel gegabelt, 7 und 8 gestielt sind. Im Hinterflügel ist die hintere Mittelrippe an der Wurzel behaart, die Mittelzelle ganz oder nur an der hinteren Hälfte geschlossen. Bei der genannten Art sind die Vorderflügel aschgrau, am Innenrande ledergelb, rothbraun gefleckt, am kurzen Saume schwach geschweift und am Innenwinkel scharf geeckt, die Hinterflügel beim Männchen grau, beim größeren Weibchen weißlich, die Fußwurzel bei beiden Geschlechtern mit einem weißen Schuppenzahne versehen. Die Motte erscheint zweimal im Jahre, im Frühlinge und dann wieder vom Juli ab. Die beinfarbene sechzehnfüßige Raupe (Fig. 2) ist am Kopfe und Nackenschilde kastanienbraun, lichter an der Afterklappe, auf dem zweiten und dritten Ringe stehen gelbe, geborstete Wärzchen paarweise in einem Kranze beisammen, auf den übrigen je acht einzeln. Sie lebt in den Stöcken der Honigbiene, besonders in alten Brutwaben, geräth mitunter auch in honiggefüllte und ernährt sich vom Wachse, welches sie gangartig wegfrißt, dabei eine lose Gespinströhre anlegend, welche ihre Straße anzeigt (Fig. 1).


1 Wabenstück der Honigbiene mit den Gängen der Wachsschabe, 2 Raupe, 3 deren bloßgelegte Puppe von der Bauch- und Rückenansicht, 4 die Schabe (Galleria mellonella). 5 Kornmotte (Tinea granella). 6 Räupchen auf von ihnen bewohnten Getreidehäufchen. Nur 5 vergrößert.
1 Wabenstück der Honigbiene mit den Gängen der Wachsschabe, 2 Raupe, 3 deren bloßgelegte Puppe von der Bauch- und Rückenansicht, 4 die Schabe (Galleria mellonella). 5 Kornmotte (Tinea granella). 6 Räupchen auf von ihnen bewohnten Getreidehäufchen. Nur 5 vergrößert.

Sie ist schon in fortlaufenden Bruten erzogen worden, indem die folgende sich immer mit dem Kothe der vorhergehenden ernähren mußte, welcher wenig von dem Wachse verschieden zu sein scheint. Réaumur hat sie jahrelang mit Leder, Wollzeug, dürrem Laube, Papier und dergleichen gefüttert. Sie ist besonders des Nachts thätig und während derselben vor den Nachstellungen der Bienen am sichersten, kann übrigens den ganzen Stock verderben, wenn man sie gewähren läßt. Die Entwickelung der Raupe geht rasch vor sich und beansprucht im Sommer nur drei Wochen. Die letzte Brut überwintert als Puppe, welche in einem dichten, gestreckten Gespinste steckt, deren man meist mehrere der Länge nach dicht an einander findet. In diesem Gespinste liegt die Raupe vier Wochen, ehe sie zu einer braungelben, auf dem rothgrauen Rücken gekielten Puppe (Fig. 3) wird. Hat diese bis etwa achtzehn Tage geruht, so erscheint im Mai der Falter, welcher flink davon läuft und das Dunkle aufsucht, sobald man ihn dem Tageslichte aussetzt.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 431-432.
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