Tsetse-Fliege (Glossina morsitans)

[478] Eine unserem Wadenstecher nahe verwandte, entschieden schönere Art ist die Tsetse-Fliege (Glossina morsitans), welche im heißen Gürtel Afrikas wegen ihres den Hausthieren tödlichen Stiches so gefürchtet ist, daß die bestimmtere noch nicht hinreichend ermittelte Gegend, in welcher sie vorkommt, als »Fliegenland« mit Weidethieren wie die Pest gemieden und höchstens zur Nachtzeit durchzogen wird. Wie unsere Stechfliegen ernähren sich diese Fliegen vom Blute des Menschen und warmblütiger Thiere und dürsten an gewitterschwülen Tagen am meisten nach demselben, ihr Opfer mit gleicher Hartnäckigkeit verfolgend, wie die heimische Art. Dem Menschen und den Thieren des Waldes sowie von den Hausthieren den Ziegen, Eseln und saugenden Kälbern [478] bringt der Stich keinen Schaden, allen anderen Hausthieren nach längerer oder kürzerer Zeit, zumeist aber kurz vor dem Eintreten des Regens oder mit der Regenzeit, einen sicheren Tod. Verschwellen der Augen, wässerige Absonderungen aus denselben, Verschwellen der Zungendrüsen sind die ersten äußerlichen Krankheitserscheinungen. Nach dem Tode findet sich das Fleisch wässerig, das Herz besonders weich, das Blut vermindert und durch Eiweißstoff verdickt, außer dem Herzen auch Leber und Lunge oder einer von diesen Theilen allein krank, während Magen und Eingeweide keine Spur von Störungen zeigen. Ein Hund soll schon verloren sein, wenn er von der Milch einer kranken Kuh säuft, während das Kalb dieselbe ohne Schaden genießen kann. Diese in ihren Wirkungen so räthselhafte Tsetse-Fliege hat ungefähr die Größe unserer Stubenfliege, an der Wurzel des langen, messerförmigen Endgliedes der angedrückten Fühler eine lang gekämmte Borste, auf dem grau bestäubten, kastanienbraunen Rückenschilde vier beiderseits abgekürzte schwarze Längsstriemen, auf dem schmutziggelben Schildchen zwei dunkle Wurzelflecke und kräftiges Borstenhaar. Der gelblichweiße, fünfringelige Hinterleib trägt auf den vier letzten Ringen dunkelbraune, in der Mitte verengte Wurzelbinden, so daß auf jedem nur ein mehr oder weniger dreieckiger Mittelfleck von der Grundfarbe übrig bleibt.


Tsetse-Fliege (Glossina morsitans). a Kopf mit den Mundtheilen in der Seitenansicht, b Fühler; alles in verschiedener Stärke vergrößert.
Tsetse-Fliege (Glossina morsitans). a Kopf mit den Mundtheilen in der Seitenansicht, b Fühler; alles in verschiedener Stärke vergrößert.

Die Beine sind gelblichweiß, an der Außenseite etwas gebräunt und die Flügel angeräuchert.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 478-479.
Lizenz:
Kategorien: