Gefleckte Schabe (Blatta maculata)

[536] Unter den zahlreichen Gattungsgenossen finden sich noch einige Schaben, welche, zum Theil die Häuser vermeidend, nur Wälder bewohnen und durch die verschiedene Bildung der Flügel [536] unterschieden werden. So reichen bei der lappländischen Schabe (Blatta lapponica) die gelben, schwarzpunktirten Flügeldecken, wie die Hinterflügel, bei dem Weibchen nur bis zum Ende des Hinterleibes, bei dem Männchen dagegen über dieses hinaus. Das heller oder dunkler braune Thier zeichnet sich durch einen lichten, durchscheinenden Saum des Halsschildes aus und wird nur 7,17 Millimeter lang. Man findet die Schabe überall bei uns in Wäldern, fängt sie aber ihrer Geschwindigkeit wegen schwer. In Lappland kommt sie in die Wohnungen und kann in Gemeinschaft mit einem Aaskäfer (Silpha lapponica) an einem Tage die ganzen Vorräthe an gedörrten Fischen aufzehren. – Bei der nur 6,5 Millimeter messenden, bald eben so breiten gefleckten Schabe (Blatta maculata) bleiben die Hinterflügel merklich kürzer als die mit der Leibesspitze abschneidenden Decken. Das ovale Thierchen ist dunkelbraun, an den Spitzen der Hüften lichter, an dem Außenrande des Halsschildes und an den Flügeldecken, mit Ausschluß je eines schwarzen Fleckes ihrer Hinterhälfte, gelb gefärbt. Ich traf es bei Halle in manchen Jahren zahlreich, auf Brombeergebüsch sich lebhaft tummelnd. Als Merkmale der Gattung Blatta gelten folgende: Der Kopf versteckt sich vollständig unter dem breiten, hinten weder aufgeworfenen, noch winklig vorgezogenen Halsschilde; er steht, wie bei allen Schaben, mit dem Scheitel am weitesten nach vorn, mit den Freßwerkzeugen dagegen am weitesten nach hinten und trägt im Ausschnitte der nierenförmigen Augen Borstenfühler von mindestens Körperlänge. Die vier Flügel, deren vordere lederartige Decken mit hervorragenden Adern bilden, liegen platt auf dem flachgedrückten Hinterleibe auf, indem die linke Seite mit dem Innenrande über die rechte übergreift und die breiten Hinterflügel sich durch Längsfalten verschmälern. An den breitgedrückten Schenkeln der schlanken Beine sitzen immer einige Stacheln, zahlreichere an den verlängerten Schienen, und am fünften Fußgliede außer den feinen Krallen ein Haftläppchen. Die Männchen unterscheiden sich durch geringere Größe, schlankere Gestalt und einen überzähligen (8.) Hinterleibsring vom Weibchen; übrigens ist die letzte Bauchschuppe bei beiden Geschlechtern gleich geformt und platt, beim Weibchen nur breiter, hier wie dort kommen lange, gegliederte Raife an der Hinterleibsspitze vor, aber keine Griffel beim Männchen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 536-537.
Lizenz:
Kategorien: