Kleiderlaus (Pediculus vestimenti)

[574] Eine zweite, etwas schlankere und größere, an den Hinterrändern der Leibesringe nicht gebräunte Art ist die Kleiderlaus (Pediculus vestimenti), welche sich am Leibe des Menschen, vorzugsweise an Brust und Rücken, ernährt und in seinen Kleidern versteckt; sie ist es besonders, von denen die Soldaten im Felde und in den Kasernen zu leiden haben. Die Schlankheit des Thieres wird, abgesehen von dem schmäleren Körper, noch durch den hinten halsartig verengten Kopf und die Gelenkeinschnitte hervorgebracht. Die Weibchen legen ihre Eier zwischen die Nähte der Unterkleider, daher nistet sich das lästige Ungeziefer besonders da ein, wo diese nicht so häufig gewechselt werden, als es die Reinlichkeit verlangt. Von der sogenannten »Läusesucht«, Phthiriasis, erzählt Moufet die grauenhaftesten Geschichten und wunderbare Erklärungsweisen, so daß man [574] einen Pediculus tabescentium angenommen hat, eine Laus, welche kein Mensch gesehen haben dürfte. Diodorus, welcher die Heuschreckenesser in Afrika meist an dieser Krankheit sterben läßt, bezeichnet das vom Unterleibe und der Brust ausgehende, anfangs wie die Krätze juckenerregende Ungeziefer als »geflügelte Läuse«. Da besagte Krankheit seit den Zeiten nie wieder aufgetreten ist, in welchen man vom Standpunkte der Wissenschaft aus sein Urtheil abgibt, so wird jene Laus sammt ihren Wirkungen wahrscheinlich in unergründliches Dunkel gehüllt bleiben.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 574-575.
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