Hermella alveolata

[75] Mit frisch von der Austernbank losgelösten Austern ist uns ein unregelmäßiger Fladen von Sand und Sandröhren gebracht worden, eine Kolonie der Hermella alveolata. Die Röhren, aus feinen Sandkörnchen zusammengekittet, liegen ohne Regel über einander, nur daß die Mündung einer jeden frei geblieben ist. Jede ist unabhängig von der anderen durch ihre Inwohnerin gebaut worden, dann hat sich der Sand auch in die Zwischenräume gelegt und ist durch eine von den Thieren ausgeschiedene, ihn durchdringende Klebemasse ziemlich fest geworden. Infolge der unangenehmen Störung haben sich die Thiere in ihr Versteck zurückgezogen, und hinter dem Eingange jeder Röhre sieht man einen metallglänzenden Deckel. In ein Gefäß mit Seewasser gethan, fühlen sie bald das Bedürfnis, mit der Außenwelt in Verkehr zu treten, der Deckel schiebt sich über den Eingang [75] hervor, lüftet sich, und unter ihm treten zwei Büschel feiner Fäden heraus. Der Kopf ist sichtbar geworden, schreckt aber bei der leisesten Berührung wieder zurück. Es hilft nichts, um die Wißbegier zu befriedigen, muß die Röhre ganz zerbrochen, das ungeberdig sich krümmende Thier in ein kleineres Gefäß gebracht werden, wo es sich bald ziemlich ruhig in sein Schicksal ergibt.


1 Röhren der Hermella. 2 Hermella. 3 Terebella emmalina. 1 und 3 natürliche Größe, 2 vergrößert.
1 Röhren der Hermella. 2 Hermella. 3 Terebella emmalina. 1 und 3 natürliche Größe, 2 vergrößert.

Die auffallende Form des Kopfes wird dadurch bedingt, daß die zwei großen Fühler mit einander verschmelzen und auf ihrer abgestutzten Fläche einige Reihen breiter, zum Theile gezähnelter Plattborsten tragen; sie sind damit zu einem, den Eingang der Röhre verschließenden Stöpfel oder Deckel umgestaltet. Wahrscheinlich versehen auch die beiden Fadenbüschel unten zu beiden Seiten des Mundes die Stelle von Athemorganen; allein die wahren Kiemen treffen wir nochmals in der Form und Stellung wie bei den Rückenkiemern an. Es sind jene Züngelchen auf allen mit Fußstummeln [76] versehenen Segmenten. Der Körper endigt mit einem drehrunden, ungeringelten, borstenlosen Abschnitte.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 75-77.
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