Andral, Gabriel

Andral, Gabriel
Andral, Gabriel

[36] Andral, Gabriel, 6. November 1797 in Paris als Sohn eines bekannten Arztes geboren, promovierte 1821 mit einer These über die Expektoration, wurde 1824 Agrégé, nach Bertin's Tode 1828 Professor der Hygiene, 1830 bei Desgenettes' Rücktritt Professor der internen Pathologie; 1839 übernahm er als Nachfolger Broussais' den Lehrstuhl der allgemeinen Pathologie und Therapie, welchen er als eine der anerkannten Berühmtheiten der französischen Medizin 27 Jahre hindurch besetzte. Daneben war A. Arzt an der Charité, seit 1823 Mitglied der (kurz zuvor, 1820 gestifteten) Akademie der Medizin, seit 1843 Mitglied des Instituts und seit 1858 Commandeur der Ehrenlegion. Sein klinischer Vortrag war besonders durch Klarheit, strenge Methodik und die auch seinen Werken, namentlich der »Klinik« eigene glückliche Verbindung von Analyse und Synthese in seltener Weise ausgezeichnet. 1866 gab A. seine Lehrstellung auf und zog sich nach Chateauvieux zurück, nahm aber an den Fortschritten der Wissenschaft und den Verhandlungen gelehrter Gesellschaften unausgesetzt regen Anteil, wie er denn auch noch ein Jahr vor seinem Tode der Acad. de méd. eine Mitteilung über Glycosurie machte. A. starb nach kurzem Krankenlager an einem alten Herzübel 13. Febr. 1876 zu Chateauvieux und wurde[36] unter grosser Teilnahme in Paris begraben. Die wissenschaftliche Hauptleistung A.'s, diejenige, welche ihm vor allem einen Anspruch auf dauernde Beachtung in der Geschichte der Medizin sichert, ist seine »Clinique médicale« (Paris 1823–27, 5 Bde.; zuletzt 1848; deutsch in 5 Bänden 1842–48), die fast alle der internen medizinischen Klinik zugerechneten Gebiete umfasst und im wesentlichen auf den Ergebnissen der Laennec'schen Lehren einerseits, wie andererseits auf der Verwertung der pathologisch-anatomischen Befunde beruht, die möglichst mit den klinischen Erscheinungen in Einklang zu bringen A. selbst eifrig beflissen war. Seine hervorragenden pathologisch-anatomischen Untersuchungen, von denen sein berühmter, 3 bändiger »Traité d'anatomie pathologique« (Paris 1829) und seine Arbeiten zur Chemie des Blutes Zeugnis ablegen, die in dem »Essai d'hématologie pathologique« (Ib. 1843) zusammengefasst sind, lieferten A. im Verein mit einer sorgfältig beobachteten klinischen Kasuistik die Möglichkeit zu gediegenen Analysen einzelner Krankheitsbilder, namentlich auf dem Gebiet der Hirnkrankheiten. Auch das Gebiet der Herz- und Lungenkrankheiten, besonders die Kapitel Pleuritis, Pericarditis, Lungenphthise, hat er z.T. durch originelle Beobachtungen nicht unerheblich umgestaltet.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 36-37.
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