Gad, Johannes

Gad, Johannes
Gad, Johannes

[573] Gad, Johannes, in Prag, 30. Juni 1842 zu Posen geb., trat in den preussischen Militärdienst ein und war Premierleutnant der Artillerie, als er (1869) das Studium der Medizin begann. Nach Beendigung desselben wurde er Assistent bei E. du Bois-Reymond und habilitierte sich 1879 in Berlin und bald darauf in Würzburg. Hier war er Assistent bei A. Fick, bis er zu Anfang 1885 nach Berlin zur Leitung der experimentell-physiologischen Abteilung des Physiologischen Institutes berufen wurde. Während des Studienjahres 1893/94 war er beurlaubt, um einer Aufforderung der Western-Reserve-University, Cleveland (Ohio, U.S.A.), entsprechend, dort experimentell-physiologischen Unterricht nach deutschem Muster einzurichten, und im Herbst 1895 folgte er einem Rufe an die Deutsche Carl-Ferdinands-Universität in Prag als ordentl. Professor der Physiologie. – Die Resultate seiner eigenen Forschungen, welche hauptsächlich die Atmung, die[573] Lehre von der Fettverdauung, die Elektrophysiologie, die Funktionen des Rückenmarkes, aber auch die Physiologie der Zirkulation, des Auges, der Pflanzen betreffen, finden sich meistens in du Bois-Reymond's Archiv und im Centralblatt für Physiologie; aus der Würzburger Zeit aber auch in den Sitzungsberichten und Verhandlungen der physikalisch-medizinischen Gesellschaft zu Würzburg und im Jubelbande zur Feier des 300 jährigen Bestehens der Würzburger Universität. – In seinem Berliner Laboratorium sammelte sich um ihn eine so grosse Zahl hervorragender Mitarbeiter (u.a. A. Goldscheider, M. Joseph, J. F. Heymans, C. Wurster, W. Cowl, G. Marinesco, E. Flatau) und befähigter Schüler (wie M. Levy-Dorn, W. T. Porter, Sawyer, Piotrowsky, O. Kohnstamm), dass sich daselbst eine sehr reiche Produktion auf experimentellphysiologischem und pathologischem Gebiete entfaltete. An der Ausführung aller dieser Arbeiten nahm G., soweit er sie nicht selbst angeregt hatte und leitete, wenigstens als Berater einen regen Anteil; die Abfassung der Publikationen, welche sich in du Bois' Archiv, Cbl. f. Phys., Virchow's A., Journal of Physiology, Z. f. kl. M. und anderen Zeitschriften, sowie in Doktor-Dissertationen zerstreut, aber in den Jahresberichten der Berliner Universität verzeichnet finden, beeinflusste er in möglichst geringem Mass, dagegen benutzte er Vorträge von der Physiologischen Gesellschaft in Berlin (abgedruckt in du Bois' Archiv), um in geeigneten Fällen seine eigene Stellungnahme zu den Arbeiten zu kennzeichnen. – Mit J. F. Heymans verfasste er (1892) ein kurzes Lehrbuch der Physiologie; 1887 gründete er mit Sigmund Exner das Centralblatt für Physiologie, in dessen Redaktion er bis 1895 verblieb, und von 1893 bis 98[574] gab er, unterstützt durch eine grosse Zahl hervorragender Mitarbeiter, das Real-Lexikon der Medizinischen Propädeutik heraus.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 573-575.
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