Liebreich, Matthias Eugen Oskar

Liebreich, Matthias Eugen Oskar
Liebreich, Matthias Eugen Oskar

[1009] Liebreich, Matthias Eugen Oskar, in Berlin, geb. 14. Febr. 1839 zu Königsberg in Pr., war anfangs Seemann, studierte dann Chemie bei Fresenius in Wiesbaden und wurde technischer Chemiker. 1859 begann er das Studium der Med., das er in Königsberg, Tübingen und Berlin absolvierte. Dr. med. Berol. 1865; 1867 trat er als Assistent am pathol. Institut unter Virchow ein, habilitierte sich für Arzneimittellehre 1868 in Berlin, wurde 1871 Prof. e. o. und 1872 Prof. ord., sowie Direktor des pharmakol. Instituts, 1891 zum Geh. Med.-Rat ernannt. 1869 entdeckte L. die schlafmachende Wirkung des 1832 von Justus v. Liebig hergestellten Chloralhydrats. Von L.'s weiteren, ausserordentlich zahlreichen Publikationen seien[1009] hervorgehoben die Arbeiten über den »toten Raum«, über das Protagon, die anästhesierende Wirkung des Äthylidenchlorids, die Einführung des Hydrargyrum formamidatum solutum in die Therapie der Syphilis, des Lanolins (1885), die Studien über Erythrophlaein (1888), über Kantharidin (1891), über den Glasdruck und die phaneroskopische Beleuchtung in der dermatol. Technik, über eine neue Methode zur Verteilung von Arzneisubstanzen im Nasenrachenraum, über die Wirksamkeit der Kresole, des Tolipyrins, des Formalins, des Methylvioletts, des Wollfetts (1893 bis 94), der Borsäure und des Borax (1900) etc. Von L. rührt der Vorschlag her, Platin-Iridium-Kanülen für die Pravaz-Spritze zu benutzen (1873). Er publizierte kritische Bemerkungen über Materialien zur technischen Begründung eines Gesetzentwurfes gegen Verfälschungen d. Nahrungs- und Genussmittel, ferner Strychnin als Antidot bei Chloralvergiftung, ferner die Oxydation des von ihm entdeckten Neurin und die Synthese des Oxyneurin's, ferner eine Untersuchung über den Tiefgang der Fische. 1884 veröffentlichte er mit Langgaard ein med. Rezepttaschenbuch (4. Aufl. 1895) und seit 1887 giebt er die »Therapeutischen Monatshefte«, sowie gegenwärtig die »Encyklopädie der Therapie« heraus. L. ist Vors. der Hufeland'schen und der Balneol. Ges. Seit Jahren beschäftigt er sich auch mit balneologischen Studien.[1010]

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1009-1011.
Lizenz:
Faksimiles:
1009 | 1010 | 1011
Kategorien: