Meschede, Franz

[1121] Meschede, Franz, zu Königsberg i. Pr., geb. 6. Sept. 1832 zu Bülheim in Westfalen, studierte in Greifswald und Würzburg, woselbst er in seiner wissenschaftlichen Ausbildung besonders durch Spezial-Arbeiten bei Virchow und Bardeleben gefördert wurde, prom. 1856 in Greifswald (Diss.: »Üb. Elektropunctur etc.« gekr. Preisarbeit) und erhielt 1857 die Approbation als Arzt. 1857 wurde er als[1121] 2. Arzt der Westpreuss. Provinzial-Krankenanstalten berufen (Prov.-Irren-Heil- und Pflegeanstalt und Landkrankenhaus in Schwetz) und 1873 zum Direktor der städt. Krankenanstalt in Königsberg gewählt. Hier habilitierte er sich 1875 für Psych., wurde 1888 zum Prof., 1892 zum Direktor der in der städt. Krankenanstalt neubegründeten psychiatrischen Univ.-Klinik und 1895 zum Prof. e. o. ernannt, nachdem ihm schon vorher 1893 das Extraordinariat für Psych. übertragen worden war. Seine sehr zahlreichen Publikationen sind hauptsächlich klin., psychiatr., pathol.-anat., z.T. auch chirurg. und forensischen Inhalts und finden sich in Virchow's Archiv XXX bis CXXIV; in der Allgem. Zeitschr. für Psychiatrie XXI bis LV; ferner in der Deutschen Klinik: 1865, 67, 68, 73; der B. k. W. 1878, 86; im Cbl. f. d. m. W. 1866 bis 68 (u.a. erste Beobachtung der Degeneration des Rückenmarks bei der paral. Geistesstörung); in Leidesdorf und Meynert's Vierteljahrsschr. für Psych., I und II; in den Annal. med. psych. 1866 und 68; in der D. m. W. 1895 (Antrittsrede bei Eröffnung der psychiatr. Klinik, Entwicklungsgang der Psych.), in Wegner's Kulturgeschichte des Kreises Schwetz 1872 (Beschreibung eines prähistorischen Schädels); in den Tageblättern und Verhandlungen der Versammlungen der Naturf. und Ärzte zu Hannover, Dresden, Innsbruck, Leipzig, Breslau, Graz, Hamburg, Baden-Baden, Danzig, Magdeburg, Berlin, Wiesbaden, Bremen, Halle, Lübeck; in den Verhandlungen des Vereins der Irrenärzte zu Heidelberg, Frankfurt, Bonn u.a.; in der Vierteljahrschr. für gerichtl. Med. III. Folge, II 1 und III 1; endlich auch in den »Amtl. Nachrichten des Reichsversicherungsamts« 1899 (Obergutachten) und in den Verhandl. der intern. Kongresse 1894 zu Rom (Über Errichtung getrennter Irrenheilanstalten) und 1897 zu Moskau (Geistesstörung bei Lepra). Unter den Psychiatern nimmt M. insofern eine besondere Stellung ein, als seine berufsmässige Thätigkeit zu keiner Zeit eine exklusiv psychiatr. gewesen ist, er vielmehr stets neben einer ausgedehnten wissenschaftlichen und prakt. Wirksamkeit als Seelenarzt gleichzeitig auch eine solche auf dem Gebiet der somatischen[1122] Erkrankungen entfaltet hat, daher immerfort im innigsten Konnex mit der gesamten Heilkunde geblieben ist.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1121-1123.
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