Mikulicz, Johann von Radecki

Mikulicz, Johann von Radecki
Mikulicz, Johann von Radecki

[1140] Mikulicz, Johann von Radecki, geb. 16. Mai 1850 in Czernowitz, studierte seit 1869 in Wien, wurde 1875 daselbst Doktor, arbeitete darauf 3 Jahre hindurch als Operationszögling unter Billroth's Leitung, wurde nachträglich sein Assistent, blieb in dieser Stellung bis 1881, nachdem er sich 1880 als Privatdozent der Chir. in Wien habilitiert hatte. 1882 wurde er Prof. ord. der Chir. und Direktor der chir. Klinik in Krakau; 1887 wurde er in derselben Stellung an die Univ. Königsberg, 1890 nach Breslau berufen. Als eifriger Anhänger der Antiseptik hat er sich viel mit ihrer Vervollkommnung und Prüfung befasst; seine hauptsächlichsten Arbeiten auf diesem Gebiete sind: »Ueber die Beziehungen des Glycerins zu Coccobacteria septica und zur septischen Infection« (v. Langenbeck's Archiv, 1878) – »Die antiseptische Wundbehandlung und ihre Technik« (Mitt. des Vereins der Ärzte in Niederösterreich) – »Zur Sprayfrage« (v. Langenbeck's Archiv, 1880) – »Ueber die Anwendung der Antiseptik bei Laparotomien« (Ib. XXVI) – »Ueber die Verwendung des Jodoforms bei der Wundbehandlung und dessen Einfluss auf fungöse und verwandte Processe« (Ib. XXVII) – »Die Verwendung des Jodoforms in der Chirurgie« (Wien. Kl., 1882) – »Ueber einige Modificationen des antiseptischen Verfahrens« (v. Langenbeck's Archiv, XXXI) – »Erfahrungen über den Dauerverband und die Wundbehandlung ohne Drainage« (Klin. Jahrh. I, 1888). In der[1140] neueren Zeit hat er viel an der Vervollkommnung der Asepsis gearbeitet: »Über Versuche, die aseptische Wundbehandlung zu einer wirklich keimfreien Methode zu vervollkommnen« (D. m. W., 1897) – »Die Desinfektion der Haut und Hände mittels Seifenspiritus« (D. m. W., 1899) u.a. Durch seine 1881 erschienene Arbeit: »Über Gastroskopie und Ösophagoskopie« (W. m. Pr.) hat er die heute geübte Methode der Ösophagoskopie begründet. Die Abdominalchir., namentlich die des Magens, verdankt ihm eine Reihe grösserer Arbeiten: »Über die Ausschaltung toter Räume aus der Peritonealhöhle« (Arch. für klin. Chir. XXXIII) – »Perforationsperitonitis« (Volkmann's klin. Vortr., 1883) – »Zur operativen Behandlung der Pylorusstenose« (Cbl. f. Ch., 1887) – »Zur operativen Behandlung des stenosirenden Magengeschwürs« (Arch. für klin. Chir. XXXVII) – »Beiträge zur Technik der Operation des Magencarcinoms« (Ib. LVII). Von den zahlreichen Arbeiten seien ferner erwähnt auf dem Gebiete der Orthopädie u. der Knochen- und Gelenkchir.: »Über seitliche Verkrümmungen am Knie u. deren Heilungsmethoden« (Ib. XXIII) – »Eine neue osteoplastische Resektion am Fusse« (Ib. XXVI) – »Beiträge zur plastischen Chirurgie der Nase« (Ib. XXX) – »Die unblutige Reduction der angeborenen Hüftverrenkung« (Ib. IL) – »Über ausgedehnte Resektionen an langen Röhrenknochen wegen maligner Geschwülste« (Ib. L). Weitere Arbeiten beschäftigen sich mit der Therapie des Kropfes und[1141] der Basedow'schen Krankheit (B. k. W. 1895, Cbl. f. Ch. 1895 und Cbl. f. Ch. 1886). Eine grosse Anzahl kasuistischer Beiträge ist in dem Archiv für klin. Chir., den Bruns'schen Beiträgen, den Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Med. und Chir. u.a. erschienen. Von grösseren Einzelwerken seien erwähnt der mit Michelson gemeinsam herausgegebene »Atlas der Krankheiten der Mund- und Rachenhöhle« (Berlin 1892) – »Die Krankheiten des Mundes« (mit Kümmel, Jena, 1898), das zuerst in gekürzter Form als »The diseases of the mouth« in dem amerikanischen Sammelwerk »Twentieth Century Practice« (New York 1896) erschien. In dasselbe Gebiet gehören von kleineren Arbeiten noch die »seitliche Pharyngotomie behufs Exstirpation maligner Geschwülste der Tonsillargegend« (D. m. W., 1886) und die Schilderung der »eigenartigen symmetrischen Erkrankung der Thränen- und Mundspeicheldrüsen (Mikulicz'sche Krankheit)« in den Billroth gewidmeten »Beiträgen«. Mit v. Bergmann und Bruns redigiert er zur Zeit das Handbuch der prakt. Chir. Gemeinsam mit Naunyn giebt er die von N. und ihm gegründeten »Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Med. und Chir.« heraus; ebenso ist er Mitherausgeber der »Bruns'schen Beiträge zur Chir.«

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1140-1142.
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