Nélaton, Auguste

Nélaton, Auguste
Nélaton, Auguste

[1197] Nélaton, Auguste, zu Paris, sehr berühmter Chir., geb. daselbst 17. Juni 1807, studierte von 1828 an in der dortigen med. Schule, bei der er die gewöhnliche Laufbahn durchmachte, 1836 Doktor mit der These: »Recherches sur l'affection tuberculeuse des os« (av. 2 pl.), 1839 Agrégé, aber erst 1851 Prof. der chir. Klinik mit der These: »De l'influence de la position dans les maladies chirurgicales« (deutsch von Hugo Hartmann, Grimma 1852) wurde, nachdem er in einem anderen Konkurse (um den Lehrstuhl der operat. Med.) die These: »Parallèle des divers modes opératoires dans le traitement de la cataracte« (1850) zu verfassen gehabt hatte. 1863 wurde er zum Mitgliede der Acad. de méd., 1867 des Institut und 1868 zum Senator des Kaiserreiches ernannt. Er war viele Jahre Chirurg im Hôp. Saint-Louis, als Kollege von Malgaigne, bis er in das Hôp. des Cliniques überging. Die Zahl seiner litterar. Arbeiten ist gering, indem er anfänglich für solche nur wenig Neigung, später nicht mehr die Zeit hatte. Wir führen davon an: »Traité des tumeurs de la mamelle« (1839) – »Éléments de pathologie chirurgicale« (5 voll., Paris 1844 bis 60; Vol. V. von A. Jamain bearbeitet); auch hatte er Anteil an dem von Mehreren erstatteten »Rapport sur les progrès de la chirurgie en France« (1867). – Zu seinen hervorragendsten chirurg. Leistungen und Lehren, grossenteils auf dem Gebiete der Therapie, gehören: Die Unterbindung beider Arterienenden bei primären und[1197] sekundären Blutungen, das Studium der Nasen-Rachenpolypen, die nähere Bestimmung des Sitzes, der Entstehung, der Symptomatologie der von ihm sogenannten Haematocele retrouterina, seine Plastiken an der Nase, bei Epispadie u.s.w., die Anwendung der direkten Kompression beim Aneurysma varicosum, die Behandlung von Becken-Aneurysmen mit koagulierenden Injektionen, die Behandlung der Darm verschliessung durch Enterotomie, seine Modifikation des Steinschnittes u.s.w.; es sei auch an die mittels seiner Sonde mit dem Porzellanknopf in Garibaldi's Fussgelenk aufgefundene Kugel (1862) erinnert. N. war ein vortrefflicher Lehrer und Operateur, ohne dabei irgendwie glänzen zu wollen, von klarem Verstande, solidem Wissen, reicher Erfahrung, so dass er auf der Höhe seines Ruhmes als der hervorragendste französische Chir. mit Recht angesehen wurde. – Er starb 21. Sept. 1873, nachdem er 1867, im Alter von 60 Jahren, seine Professur niedergelegt hatte.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1197-1198.
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