Salkowski, Ernst Leopold

Salkowski, Ernst Leopold
Salkowski, Ernst Leopold

[1466] Salkowski, Ernst Leopold, geb. 11. Okt. 1844 zu Königsberg i. Pr. und hier, sowie nach der 1867 erfolgten Promotion noch in Wien und Tübingen (Hoppe Seyler) ausgebildet, war 1869 bis 72 Assistent an der Königsberger med. Klinik, dann in gleicher Stellung am physiol. Institut zu Heidelberg und (seit 1872) am pathol. Institut zu Berlin, wo ihm später die Stelle als Vorsteher des chem. Laboratoriums dieser Anstalt übertragen wurde. 1874 erfolgte seine Ernennung zum Prof. e. o. an der Berliner Univ. Die Arbeiten S.'s, vorwiegend auf dem Gebiete der physiol. und pathol. Chemie sich bewegend, greifen vielfach in die verwandten Fächer der Pharmakol., analyt. Chemie und Hygiene über, so die »Beiträge zur Kenntniss der Leukämie« (Virchow's Archiv, L und LII) – »Wirkung und chemisches Verhalten des Phenols im thierischen Organismus« (Pflüger's Arch., V) – »Quantitative Bestimmung der Harnsäure« (Ib.) – »Ausscheidung der Alkalisalze beim Gesunden und Fiebernden«. Weitere Untersuchungen betrafen die Wirkungen der anorganischen Säuren, den[1466] Eiweissstoffwechsel, die Bildung des Harnstoffs und der Schwefelsäure im Tierkörper (Virchow's Archiv, LVIII, Ztschr. f. physiol. Chemie, I, II, IV, VII). Die Entdeckung der pathol. Phenolausscheidung (von S. im Ctrbl. f. d. med. Wissensch. 1876 publiziert) bildete den Ausgangspunkt grösserer Untersuchungen, betr. die Produkte der Eiweissfäulnis und das Verhalten derselben im Organismus (mit H. Salkowski) in den Berichten der Deutsch, chem. Gesellsch. (XII, XIII, XV, XVII; Zeitschr. f. phys. Chem., VII bis X). In der bisher kaum bekannten antiseptischen Wirkung des Chloroforms fand S. ein vorzügliches Mittel zum Studium der Fermentvorgänge (D. m. W. 1888) namentlich der langsam verlaufenden Wirkung isolierter Organe. Hierher gehören die Arbeiten über Zuckerbildung und andere Fermentationen in der Hefe (Ztschr. f. physiol. Chem. XIII), sowie »Über die Autodigestion der Organe« (Ztschr. f. klin. Med., Suppl. XVII zu Leyden's Jubiläum), welche von verschiedenen Schülern fortgesetzt wurden. Frühere Beobachtungen über die oxydierende Wirkung des Blutes führten S. zu einer Untersuchung über die quantitative Verteilung des Oxydationsfermentes in den Organen (Virchow's Archiv, CXLVII). Eine Reihe von Arbeiten und kleineren Mitteilungen betreffen die Harnchemie, so u.a. den Nachweis des Peptons im Harn (B. kl. W. 1897), die quantitative[1467] Bestimmung der Oxalsäure im Harn (Ctrbl. f. d. m. W. 1899), die Alloxurbasen im Harn (Pflüger's Archiv LXIX). Wiederholt hat sich S. mit der Theorie der Verdauung beschäftigt (Virchow's Archiv CXXII und CXXVII), eine ausführliche Arbeit behandelt das Peptotoxin (Ib. CXXIV), daran knüpfen sich die Arbeiten über die Verdauung des Kaseins und die Wirkung desselben im Stoffwechsel des Organismus (Ctrbl. f. d. m. W. 1893, Pflüger's Arch. LIX und LXIII, B. kl. W. 1894). 1892 entdeckte S. eine neue Anomalie des Stoffwechsels, welche sich in dem Vorkommen von Pentosen im Harn ausdrückt (Ctrbl. f. d. med. W. 1892, B. kl. W. 1895, Ztschr. f. physiol. Chem. XXVII). Durch die Auffindung von Phytosterin in den Pflanzenfetten begründete S. eine neue Methode zur Entdeckung der häufigen Verfälschung von Tierfetten mit Pflanzenfetten (Ztschr. f. analyt. Chemie XXVI). Mit der Wirkung der Antiseptika auf das Diphtherietoxin beschäftigt sich eine in der B. kl. W. 1898 erschienene Arbeit. Handbücher: »Die Lehre vom Harn« (mit Leube, Berlin 1882) – »Practicum der physiol. und pathol. Chemie« (Ib. 1893).

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1466-1468.
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