Stokes, William

[1661] Stokes, William, der berühmte Dubliner Kliniker, als Sohn von Whitley S. (1763 bis 1845) 1804 in Dublin geb., studierte seit 1821 in Edinburg, wo er sich mit Alison und Corrigan befreundete, promovierte 1825 mit der Diss.: »De ascite«, liess sich in Dublin nieder, wurde Lic. des King and Queen's Coll. of Phys., 1826 Nachfolger seines Vaters am Meath Hosp. und Arzt an der Infirmary der Grafschaft Dublin. Sein spezieller Berufsgenosse am Meath Hosp. war seit 1821 auch Graves. Mit diesem zusammen gründete er einen klin. Unterricht auf ganz neuer Basis. Namentlich pflegten sie die physikal. Untersuchungsmethoden sehr fleissig, so dass ihren Bemühungen grosse Fortschritte in der Kenntnis der Brustaffektionen zu verdanken sind. 1832 hatte er Gelegenheit, den ersten Cholerafall in Irland zu konstatieren, 1843 gelang es seinen Bemühungen, die »Sir James Graham's Med. Charities Bill« zu amendieren und einen besonderen Lehrstuhl für öffentl. Med. und Staatsarzneikunde am Trinity Coll. zu gründen. 1845 wurde er als Nachfolger seines Vaters Prof. an der Univ., 1849 Präsident des King and Queen's Coll., 1858 bis 77 vertrat er Irland im »General Med. Council«, 1867 war er Präsident der British Med. Assoc., 1874 der Royal Irish Acad., 1875 gab er seine Stellung am Meath Hosp. auf, zog sich von der Praxis zurück und starb 7. Januar 1878. S. war auch Gründer der berühmten »Pathological Soc.« in Dublin (1838) und deren lebenslänglicher Schriftführer. – S. gehört zu den berühmtesten engl. Ärzten dieses Jahrh. und ist gleich hervorragend als Kliniker, Lehrer und Schriftsteller, in letzterer Beziehung besonders dadurch, dass er alles, was er schrieb, auf klin. Beobachtung gründete und der Spekulation nur einen sehr untergeordneten Platz einräumte. Auch die Art seines klin. Unterrichts war in Bezug auf Klarheit und prakt. Nutzen bewunderungswürdig. Besondere Berühmtheit geniesst er wegen seiner 3 klassischen[1661] Werke: »Treatise on the diagnosis and treatment of diseases of the chest« (Dublin 1837; deutsch v. G. von dem Busch, Bremen 1838) – »The diseases of the heart and the aorta« (Dublin 1854; französ. v. Sénac, Paris 1864; deutsch v. Lindwurm, Würzburg 1855) und die »Lectures on fever« (Dublin 1874); dazu kommen, ausser verschiedenen kleineren Journalaufsätzen und Artikeln für die Cyclopaedia of Pract. Med. (1832 bis 35), noch folgende bedeutendere Schriften: »An introduction of the use of the stethoscope with its application to diagnosis in diseases of thoracic viscera« (Dublin 1825) – »Clinical reports of the medical cases in the Meath Hosp.« (Ib. 1827 zusammen mit J. R. Graves) – »Lectures on the theory and practice of physic« (Philad. 1837; amerik. Ausg. eines zuerst im Dublin Journ. of Med. and Chem. Sciences erschienenen Aufsatzes; 2. Ausgabe Ib. 1838; neue amerik. Ausgabe mit zahlreichen Anmerkungen und 12 neuen Vorlesungen von John Bell, Philad. 1840; deutsch Leipzig 1835, 39) – »Researches on the state of the heart and the use of wine in typhus fever« (Lond. 1839; Philad. 1839).

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1661-1662.
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