Varrentrapp, Johann Georg

[1753] Varrentrapp, Johann Georg, als Sohn des Arztes Johann Konrad V. (1779 bis 1860) geb. zu Frankfurt a. M.[1753] 20. März 1809, studierte von 1827 au in Heidelberg, Strassburg, Würzburg, wo er 1831 promovierte. Darauf wurde er Assistent seines Vaters im Hosp. zum heil. Geist, 1842 dessen Nachfolger. Wissenschaftl. Reisen machte er 1832 und 38; die erste erstreckte sich durch Deutschland und Österreich, die zweite nach den Niederlanden und Grossbritannien. 1834 wurde er Mitgründer der »Armenklinik«, seit 1840 wandte er seine Aufmerksamkeit dem Gefängniswesen zu u. veröffentlichte 1841 seine Schrift: »Ueber Pönitentiarsysteme«, 1842 wurde er mit dem Juristen Nöllner in Giessen und N. Julius Herausgeber der »Jahrbücher für Gefängniskunde«, 1844 publizierte er seine in Bordeaux gekrönte Preisschrift: »Sur l'emprisonnement individuel sous le rapport sanitaire« und 1846 berief er den Kongress für Gefängnisreform nach Frankfurt. Durch seine Anstellung als Chefarzt am Hosp. zum heil. Geist wuchs sein Interesse an hygien. Fragen. 1847 machte er seine zweite, 1852, nach dem Besuche des hygien. Kongresses in Brüssel, seine dritte Reise nach England, wo er immer neue Anregungen fand, zunächst auf dem Gebiete der Städtereinigung. Als Mitglied der gesetzgebenden Versammlung setzte er mit grosser Energie die Anlage von Schwemmsielen durch, welche 1865 in Angriff genommen wurden. Auf der Naturforscher-Vers. zu Frankfurt 1867 regte er die Gründung einer Sektion für Hygiene an, welcher 1868, unter seiner Redaktion, das Erscheinen der »Deutschen Vierteljahrsschr. für öffentl. Gesundheitspflege« folgte; 1873 entstand zu Frankfurt der »Deutsche Verein für öffentl. Gesundheitspflege«. 1868 erschien seine Schrift: »Ueber Entwässerung der Städte« (Berlin). Ausserdem wendete er der Kindersterblichkeit, der Schulhygiene, den Arbeiterwohnungen etc. sein reges Interesse zu. Seine letzte That war, dass er aus der Schweiz die Einrichtungen der Ferienkolonien einführte (1878); Frankfurt war die erste deutsche Stadt, welche diesen seitdem so verbreiteten Zweig humaner Einrichtungen pflegte. Seit 1876 wirkte er auch im städt. Gesundheitsrate. Bei seinem 50jähr. Doktor-Jubiläum 1881 erschien ein Prachtwerk: »Frankfurt in seinen hygien. Verhältnissen und Einrichtungen«, worin alle, auch die[1754] hier nicht berührten Seiten von V.'s Thätigkeit dargelegt sind. Seit 1884 war er durch die Folgen einer Apoplexie in seiner Thätigkeit gehemmt; er starb 15. März 1886.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1753-1755.
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