Fünfte Gruppe (30-32.)

[38] Lieder die an verschiedene oder an alle Götter gerichtet sind.


Die Lieder an alle Götter (viçve devās) sind im zweiten Buche nur sehr unvollkommen vertreten. Auch die Bezeichnung derselben als Gesammtheit der Götter (viçve devās) kommt in dieser Gruppe nicht vor. Ausser den auch sonst erwähnten Göttern treten hier eigenthümlich hervor die beiden gewöhnlich zusammen genannten Genien: der Drachen der Tiefe, der Wetterdrache (ahi budhia) und der einfüssige Treiber, der rasche Kreiselwind (aģa, ekapād), von denen jener als in der Tiefe des Wolkenmeeres hausend, geschildert wird, und also wol die tiefherabhängende Gewitter-, Sturm- und Hagelwolke darstellt, der andere wol den damit verbundenen, gleichsam auf einem Fusse sich drehenden Wirbelwind bezeichnet, ferner die weiblichen Genien, welche in der Regel als die Geburt befördernd dargestellt werden, die gabenreiche Rākā, die breithüftige, vielgebärende Sinīvālī, die himmlische Mutter Brihaddivā, die Rodasī die Gattin des heilenden Rudra und die nur einmal erwähnte Gungu. In späterer Zeit werden[38] die beiden ersten als Mondgenien aufgefasst. Ausserdem werden in diesen Liedern die verschiedensten Naturgegenstände: Wasser, Berge, Flüsse, Himmel, Erde, Tages- und Jahreszeiten als Gottheiten angerufen.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 38-39.
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