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[43] Die Marut's, d.h. die funkelnden, auch Rudra's, d.h. die glänzenden genannt, sind, wie ihr Vater Rudra, die Götter des Gewitters. In Scharen ziehn sie aus der Ferne heran, gleichsam von Trita, dem Gott der weiten Ferne, herbeigerollt (Vers 14), und schmücken sich mit funkelnden Waffen und Goldgeschmeide. Damit wird das herannahende Gewitter mit seinen von fern her leuchtenden Blitzen bezeichnet. Wenn es heraufgezogen ist, dann schleudern sie die Blitze (vidjut) als Wurfspeere oder Pfeile herab, um die Gottlosen zu tödten, dann blasen sie Wirbelwinde vor sich her und ergiessen den fruchtbaren Regen. Der Donner ist mit dem Rollen ihrer Wagenräder verglichen. Vor ihren feurigen Wagen sind weissgefleckte Gazellen oder Hirschkühe gespannt, die aber auch als Kühe oder Stuten bezeichnet werden. Ihre Mutter ist Priçnī, d.h. die gefleckte Kuh, deren Euter sie melken, wenn sie den befruchtenden Regen strömen lassen. Als munter vordringende Krieger begleiten sie den Indra auf seinen Zügen.
1. Die Marut's, Regen liebend, ungestüm an Kraft,
wie grimm'ge Löwen, vorwärtsdringend graden Laufs,
Wie Flammen leuchtend, Strahlen schiessend mit Gewalt,
den Wirbel blasend liessen sie die Küh' heraus.
2. Wie Sternenhimmel leuchteten sie ringgeschmückt,
wie Wolkenblitze schimmerte ihr Regenguss,
Als Rudra euch, o goldgeschmückte Marutschar,
der Stier erzeugte aus der Priçni lichtem Schooss.
3.33 Wie Ross' im Wettlauf salben ihre Renner sie
und eilen mit der Wolke schnellen Fittigen;
Mit goldnen Helmen, Marut's ihr Erschütterer,
kommt gleichen Muths zum Opfer mit den Hirschen ihr.
4. Zur Labung netzten alle diese Wesen sie
mit Regen strömend stets auch dem befreundeten,
Mit Hirschen fahrend, schenkend dauernden Gewinn
wie an der Deichsel eilend zu dem Opferwerk.
5. Mit flammenreichen Kühen, deren Euter strotzt,
auf unbefleckten Pfaden, lanzenglänzende;
Wie Gänsescharen zu den Ställen kommt ihr her
zum Rausch des Methes, Marut's, gleich an kühnem Muth.
6. Zu unsern Bitten kommt, o Marut's, gleichgesinnt;
wie Männer-Sang kommt her zu unserm Opfermahl,
Wie einer Stute schwellt der Milchkuh Euter ihr,
und macht das Lied dem Sänger reich mit Gut geschmückt.
7. O gebt, ihr Marut's, wie ein Ross am Wagen uns,
Gebet das durchdringt, euch erinnernd Tag für Tag,
Den Sängern Labung, dass der Dichter bei dem Fest
erlange Weisheit, unversehrte Siegerkraft.[44]
8. Wenn reiche Marut's ihr, die Brust mit Gold geschmückt,
euch schirrt die Rosse an die Wagen uns zu Nutz,
Dann lässt die Kuh, gleichwie dem Kalbe in dem Stall,
dem Mann, der opfert, strömen reichen Labetrunk.
9. Wenn uns, o Marut's, ränkevoll ein Sterblicher
verderben will, o Gute, schützt vor Schaden uns;
Mit heissem Rade rollet über ihn dahin,
des Feindes Waffe schlagt zu Boden, glänzende.
10. Es zeigt sich Marut's, dieser euer lichter Zug,
wenn ihr der Priçni Euter melkt, die euch gebar,
Und wenn dem Feind des Sängers, Rudrasöhne ihr,
den Trita schickt, der altern macht, Untrügliche.
11.34 So laden wir euch grosse, eilig gehende,
euch Marut's ein zum Trunk des starken, wirkenden:
Die goldgeschmückten, hocherhabnen bitten wir,
die Opferschalen reichend, um gepries'nes Gut.
12.35 Zum Opfer fuhren sie zuerst, je zehn und zehn;
sie seien hold uns bei der Morgenröthen Schein;
Es schliesst die Nächte Uschas auf mit rothem Licht,
im Herrlichkeit mit rinderreichem Strahlenglanz.
13. Die glänzenden ergötzten an den Fluten sich
auf heil'gen Sitzen wie an feurig rothem Glanz;
Mit schnell erregtem Schimmer übergiessend sich,
erlangten lichte, schöngeschmückte Farbe sie.
14.36 Um grossen Schutz sie bittend uns zur Förderung
verehren wir mit diesem Gottesdienst sie recht,
Die Trita gleichsam mit dem Rad hat hergerollt,
zum Beistand uns wie die fünf Himmelspriester einst.
15. Es sei uns nah, o Marut's, eure Hülfe,
mit der vom Feind den Frommen ihr erlöset
Und durch Bedrängniss ihr den matten fahret;
gleich einer Kuh mög' eure Gunst uns nahen.
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