IV, 4. [300.] An Agni.

[113] 1. Breit aus dein Licht wie eine weite Heerschar,

gleich mächt'gem König geh mit deinen Mannen;

Die gier'ge Heerschar schnell verfolgend schiesse,

mit schärfster Glut durchbohre die Gespenster.

2. Es fliegen eilend deine Wirbelflammen,

folg auf dem Fuss mit kühnem Muthe strahlend;

Entfesselt giess beschwingte Flammen rings aus,

mit deiner Zunge, Agni, Feuersgluten.

3. Zum Schutze sende eilig deine Späher,

sei zuverläss'ger Hüter dieses Hauses;

Welch bös' gesinnter nahe weilt und ferne,

der mög' an deine Bahn sich nimmer wagen.

4. Erheb dich, Agni, spanne deinen Bogen,

mit scharfer Waffe brenn die Feinde nieder;

Wer Frevel übt an uns, o hellentflammter,

den brenne nieder gleichwie dürres Buschwerk.

5. Erheb dich, jage fort von uns die Feinde,

mach kund, o Agni, deine Götterkräfte;

Mach schlaff die Sehnen aller Spuk-Besessnen,

tilg' aus verwandt' und unverwandte Feinde.

6. Der spüret recht, o jüngster, deine Güte,

wer einer solchen Andacht Fortgang schaffet;

Dem strahlst du alle Herrlichkeit des Reichthums

vom Feind hinweg, ins Haus hinein ihm Schätze.

7. Nur der sei glücklich, reich an Gut, o Agni,

der dich mit stetem Opferguss und Sprüchen

Zu letzen strebt im Haus, so lang' er lebet,

dem werde alles Glück, das sei die Bitte.

8.84 Ich sing' ein Lied dir, in der Näh' erschall' es;

dir soll erklingen dieses liebe Preislied;

Wir schmücken dich, versehn mit Ross und Wagen;

du mögest immer unsre Herrschaft wahren.

9. Es soll dir vieles hier zum Dienst bereit stehn,

der du erglänzest täglich morgens, abends;

Wir wollen froh und wohlgesinnt dich ehren,

nachdem der Menschen Güter wir errungen.

10. Wer zu dir kommt an Rossen reich und Goldschmuck,

o Agni, und mit schatzbeladnem Wagen,[113]

Dem bist du Schützer, liebender Genosse,

wer fort und fort als lieben Gast dich aufnimmt.

11. Durch meiner Sippe Lieder schlag' ich Helden;

das kam auf mich von Gotama, dem Vater;

O merke du auf diese unsre Rede,

o jüngster, weiser Priester, du der Hausfreund.

12. Die schlummerlosen, eilenden, getreuen,

sehr holden, die nicht rasten, noch ermüden,

Die Hüter, Agni, die du hast, die mögen

zusammen sitzend uns behüten, weiser.

13. Den Mamateja schützten deine Hüter,

den Blinden sehend, vor Gefahr, o Agni;

Der alles weiss, beschützte hier die Frommen;

auch schadensücht'ge Feinde schaden nimmer.

14. Von dir geleitet mögen wir erlangen,

von dir geschützt, durch deine Führung, Schätze;

Erfülle beide Wünsche, o wahrhaft'ger,

und thue das, o Kühner, stehnden Fusses.

15. Wir huld'gen, Agni, dir mit diesem Brennholz,

empfange du das ausgesprochne Loblied;

Die bösen Geister brenne, uns beschütze

vor Trug und Hass, vor Schmach, o freundereicher.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 113-114.
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