IV, 22. [318.] An Indra.

[130] In Vers 2 ist die Wolle die Wolke, deren Regenflocken Indra aufbewahrt für die Freunde; der Stier in Vers 4 ist (nach Sājana) die Sonne, die Aeltern Himmel und Erde.


1. Was von uns Indra gern hat, was er wünschet,

das wirke recht an uns der grosse, starke,

Gebet und Lob der Mächt'ge, Soma, Sprüche,

er, welcher geht mit Kraft den Blitzstein tragend.

2. Der starke Held, den vierfachschneid'gen Blitzstrahl

mit beiden Armen schleudernd, kräftig, mannhaft,

Zum Schmuck sich kleidend in die flock'ge Wolle,

aufsparend ihre Flocken für die Freunde.

3. Der kaum geboren, schon der stärkste Gott war,

an raschem Muthe gross und grossen Kräften,

Den will'gen Blitz in seine Arme nehmend,

macht beben er durch Andrang Erd' und Himmel.

4. Da er geboren, bebten Erd' und Himmel,

die Wehren all und Halden vor dem hehren;

Der starke führt zum Stiere hin die Aeltern;

die Winde rauschten männergleich im Umkreis.

5. Dies grosse, was du grosser Indra wirktest,

ist hoch zu rühmen recht bei allen Opfern;

Als, kühner Held, mit Kühnheit kühnlich strebend,

die Schlange kräftig mit dem Blitz du schlugest.

6. Dies sind, sehr starker, alles deine Thaten,

Milchtränke rannen aus des Stieres Euter;

Vor dir sich fürchtend, der du Stieres Muth hast,

bewegten da die Ströme sich in Eile.

7. Da stimmten zu mit Lust dir diese Schwestern,

die göttlichen, o Indra, Herr der Rosse,

Als du sie löstest, die gefesselt waren,

dass frei sie strömten nun zu langer Dauer.

8. Gepresst ward Soma wie ein Strom, der Rausch bringt,

dich ziehe her der Dienst des eifrig thät'gen,

Des glänzenden zu uns her, wie ein Renner

den sehr gewalt'gen Strang des Lederriemens.

9. Uns schaff, o Sieger, herrlichste und beste,

siegreiche Kräfte, alle Mannesthaten;

Mach uns die Feinde leicht zu überwinden,

die Waffe triff des Mannes, der uns angreift.[130]

10. Uns mögest du, o Indra, recht erhören,

uns reichlich schenken mannichfache Labung,

Und uns ertheilen alle Segensfülle,

sei du es, reicher, der uns Rinder schenket.

(11 = 312, 21.)

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 130-131.
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