V, 12. [366.] An Agni.

[171] Vers 5 ist Klage über den Abfall von der Verehrung Agni's.


1. Dem hohen Agni, dem erhabnen Geiste,

dem Stier des Opfers bring' ich mein Gebet dar,

Wie Butter bring' ich in den Mund das Lied ihm,

das schöne, reine, ihm dem Stier entgegen.

2. Das Werk, Beachter, ja das Werk beachte,

brich Bahn den vielen Strömen heil'gen Werkes;

Nicht Zauber treib' ich mit Gewalt noch Arglist,

des rothen Stieres heil'ges Werk betreib' ich.

3.146 Wann wirst du uns durch heil'ges Werk, du heil'ger,

ein Zeuge Agni unsres neuen Spruches?

Mich kennt der Gott, der Opferzeiten achtend,

nicht ich den Herrn und Geber dieses Gutes.

4. Welch' Schatz, o Agni, beut sich deinem Feinde?

welch' hehre Hüter werden ihm sich finden?[171]

Wer schützet je den Sitz des Unrechts, Agni?

und wer behütet trügerische Rede?

5. Sie, einst dir Freunde, sind von dir gewichen,

sie, einst dir hold, sind unhold dir geworden;

Sie haben sich durch eignes Wort verblendet,

die Lügen sprachen wider den wahrhaft'gen.

6.147 Wer, Agni, dir Verehrung weiht in Demuth,

und hegt das heil'ge Werk des rothen Stieres,

Dess Sitz wird weit, und glücklich dringt er vorwärts

hin zu dem Stamm des weitverzweigten Nachbarn.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 171-172.
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