VI, 2. [443.] An Agni.

[231] Das Segensross in Vers 2 ist (nach Sāj.) die Sonne, die bei ihrem Untergange ins Feuer eingeht, sodass dies die ganze Nacht hindurch strahlt. In Vers 8 heisst Agni der Schlange, d.h. des sich schlängelnden Wassers, Kind; er hat keinen festen Sitz, sondern wählt ihn sich überall, wo er will.


1.201 Du, Agni, hast, dem Mitra gleich,

zu eigen königliche Zier,

O guter, Ruhm entfaltest du,

allweiser, einer Blume gleich.

2. Denn dich ja ehrt der Menschen Schar

mit Liedern und mit Opfern hoch;

Zu dir geht hin das Segensross,

die, Luft durchdringend, allen hold.[231]

3. Des Himmels Männer zünden dich,

des Opfers Licht, vereinigt an,

Sobald das menschliche Geschlecht

beim Feste opfert liebevoll.

4. Der Mann gedeihet, welcher dir,

dem reichen, dienet andachtsvoll;

Er, durch des grossen Himmels Schutz,

durchsetzt den Feind wie eine Schlucht.

5. Der Mann, der durch Entzünden dir

des Opfers Guss und Glut verschafft,

Der erntet nahrungsreichen Sitz,

und, Agni, hundertfache Kraft.

6. Es wirbelt auf dein heller Rauch

am Himmel leuchtend, ausgedehnt;

Denn du erstrahlst, o Flammender,

an Glanz und Ansehn sonnengleich.

7. Denn du bist in den Häusern auch

zu preisen uns als lieber Gast,

Erfreulich wie im Schloss der Ahn,

und zu behüten wie ein Sohn.

8. Zum Holze lässt du treiben dich,

o Agni, wie ein schnelles Ross,

Wählst selbst dein Haus dem Winde gleich,

dem Renner gleich, der Schlange Kind.

9.202 Das Feste auch bemeisterst du,

verzehrend Agni, wie das Vieh,

Wenn, Ew'ger, deine Flammenschar

das Holz zerspaltet, starker du.

10. Denn in der frommen Stämme Haus,

o Agni, kommst als Priester du;

Gedeihen schaff, o Hauses Herr,

geniess das Opfer, Angiras.

(11. siehe Anhang.)

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 231-232.
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