VI, 6. [447.] An Agni.

[235] 1. Wer Gunst begehrt und Wohlergehn, der eilet

mit neuem Opfer hin zum Sohn der Stärke,

Mit Opfermahl zum lichten Himmelspriester,

der Holz zerspaltet, schwarze Bahnen wandert.

2. Der glänzend, donnernd steht im hohen Lichtraum,

der jüngste mit den ew'gen Prasselflammen,

Der helle Agni, welcher kauend nachgeht,

der vielbegabte, vielen grossen Hölzern.

3. Nach vielen Seiten wandern windgetrieben,

o heller Agni, deine hellen Strahlen,

Geschart zu Neunen, himmlisch vielverzehrend,

bewält'gen sie die Wälder kühn zermalmend.

4. Es scheren deine losgelassnen Rosse,

die hellen, lichten, leuchtenden das Land ab,

Und dann erstrahlet weit dein Flammenwirbel,

der bunten Erde Fläche überfahrend.

5. Dann schiesset schnell hervor des Stieres Zunge,

der kämpft um Kühe, gleich geschossnem Blitzstrahl,

Wie Helden-Andrang ist des Agni Flamme;

unhemmbar, furchtbar zehrt er auf die Wälder.

6. Du hast bestrahlt der Erde weite Fluren

voll Kühnheit mit dem Licht des Rossestachlers;

Drum treibe weg durch deine Kraft Gefahren,

bekämpfend Feinde, brenn die Kämpfer nieder.

7. O heller, helles Gut, das hell erstrahlet,

das hellstes Leben schafft, o Herr des Hellen,

Das glänzend ist, an Helden reich, erhaben,

verschaff dem Sänger, glänzend du, mit Glänzen.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 235.
Lizenz: