VI, 9. [450.] An Agni, den Männerhort.[237] 208

Der junge Sänger rüstet sich zum Wettgesang. Auf seinen Zweifel, ob er den Aelteren gegenüber das rechte Wort finden werde, lässt er den Gott selbst ermuthigend antworten (Vers 3), der entflammte, gedankenschnellste Gott (4. 5) erleuchtet ihn (6); eine gemeinsame Anrufung schliesst dann das Lied.


1. Es rollen schwarz und weiss die Tageshälften,

von selbst der dunkle und der helle Luftraum,

Der Männerhort verjagte kaum geboren

das Dunkel durch sein Licht, ein König, Agni.

2. Nicht weiss ich recht zu spannen noch zu weben

das Werk, was sie zum Wettstreit gehend weben;

Wie mag ein Sohn noch besser als sein Vater

verkünden nun, was hier gesagt soll werden?

3. »Der weiss zu spannen recht und weiss zu weben,

und kündet trefflich, was gesagt soll werden,

Wer recht versteht zu achten auf den ew'gen,

ob später kommend, doch dem andern vorschaut.«

4. Hier ist der erste Priester, schaut auf diesen,

das Licht hier unter sterblichen unsterblich,

Er ward erzeugt und setzt sich bleibend nieder,

unsterblich er, an seinem Leibe wachsend.

5.209 Das stete Licht ist hingesetzt zum Schauen,

das unter dem, was fliegt, gedankenschnellste;

Die Götter alle gleichen Sinns und Willens,

gehn graden Weges auf das eine Werk hin.

6. Auf thun sich meine Ohren, auf mein Auge

auf dieses Licht, das in mein Herz gesetzt ist;

Vor dringt mein Geist nun in die Ferne schauend,

was werd' ich sprechen, und woran gedenken?

7. Die Götter alle beugten sich in Ehrfurcht

vor dir als, Agni, du im Dunkel standest;

Der Menschenhort sei uns zum Schutze hülfreich,

uns der unsterbliche zum Schutze hülfreich.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 237.
Lizenz: