VI, 47. [488.] An Indra (1-4 auch an Soma.)

[274] 1. Recht süss fürwahr und honigreich ist dieser,

recht scharf fürwahr, und reich an Saft der Soma;

Und nimmer kann, wenn Indra ihn getrunken,

ihn einer je besiegen in den Kämpfen.

2. Der süsse hier ist's, der am meisten Rausch schafft,

von dem Indra im Vritrakampf berauscht war,

Als er des Çambara vielfache Werke,

die neunundneunzig Wälle schlug in Stücke.


3. Getrunken reget dieser mir das Wort auf,

und hat geweckt das sehnsuchtsvolle Lied mir;

Sechs Weiten hat der weise abgemessen,

von denen fern kein Wesen ist zu finden.

4. Er ist es, der der Erde Breite ausmass,

und der des Himmels hohe Wölbung baute;

Er hielt des Meeres Biestmilch an drei Halden,

den weiten Luftkreis Soma fest zusammen.


5. Er fand der Wasser Flut, die glänzend schimmert

im Schein der Morgen, die im Lichte wohnen,

Der grosse stützte mit der grossen Stütze,

den Himmel hoch, der Stier umschart von Maruts.

6. Aus Bechern trink den Soma tüchtig, Indra,

im Kampf der Tapfern, Held, o Vritratödter,

Beim mittäglichen Mahle trinke voll dich,

ein Sitz des Reichthums, schenke du uns Reichthum.


7. Blick vor uns her, o Indra, wie ein Führer,

und leite weiter uns zu reicherm Gute;

Du setz uns über, schön hinüberfahrend,

sei sichrer Leiter, der uns herrlich leite.

8. Zu weitem Raume leite uns, du weiser,

zu hellem Glanze und zu sicherm Wohlsein;[274]

Hoch ragen, starker Indra, deine Arme,

lass uns zu festen Zufluchtsstätten kommen.


9. Uns setz auf weiten Wagensitz, o Indra,

auf schnellstes Rossepaar, o hülfereicher;

Fahr Trank herbei, der Tränke allerbesten,

nicht raub' ein Feind, o Indra, unsre Habe.

10. Sei hold, o Indra, wahre mir das Leben,

die Andacht schärfe, wie des Schwertes Schneide;

Was irgend hier ich spreche, dir ergeben,

das nimm du an und mache gottbeschützt mich.


11. Den Retter Indra und den Helfer Indra,

der jeden Ruf erhört, den Helden Indra,

Den vielgerufnen, starken Indra ruf' ich,

er gebe Wohlsein uns, der mächt'ge Indra.

12. Schönschirmend sei, der alles kennet, Indra,

und gnadenreich, mit Hülfen kräftig helfend;

Die Feinde schlag' er, schaffe sichern Frieden,

und Herren sein wir grosser Heldenscharen.


13. Wir mögen stehn in deiner Huld, des Heil'gen,

in segensvollem Glücke fest gegründet;

Er, Indra, schön uns helfend und errettend,

verjage uns den Feind, auch wenn er fern ist.

14. Zu dir hin strömen, wie vom Abhang Wellen,

Gebete, Indra, Lieder, Spruchgespanne,

Du spannst dir an als reichen Lohn, o Blitzer,

viel Spenden, Wasser, Milch und Indutränke.


15. Wer preist ihn recht, wer sättigt, wer verehrt ihn,

dass auch dem starken stets der mächt'ge helfe?

Wie Füsse setzend, einen vor den andern,

lässt mächtig er den vordern hinten bleiben.

16. Man hört, der Held bezwinget jeden Starken

und immer andre führt er an die Spitze;

Den Stolzen hasst der König beider Welten;

die menschenholden Stämme schirmet Indra.


17. Er löset auf Genossenschaft der frühern,

abwechselnd geht im Bund er mit den spätern;

Abschüttelnd die, die nicht ihm sind ergeben,

durchdringet siegreich Indra viele Herbste.

18. Gleich an Gestalt ward jeglicher Gestalt er,

so ist zu schauen die Gestalt des Indra;[275]

Durch Zauberkünste geht er vielgestaltig;

denn zehnmal hundert Füchse sind geschirrt ihm.

(19-31. siehe Anhang.)

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 274-276.
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