VII, 88. [604.] An Varuna.[368] 362

In Vers 2. 3. 5. wird Vasischtha redend eingeführt; in Vers 2. 3. schildert er in kühnem Bilde seine Freundschaft mit Varuna, in Vers 5 beklagt er die Abnahme dieser Freundschaft. Daran schliesst sich die Bitte um Vergebung.


1. Trag vor, Vasischtha, Varuna, dem gnäd'gen,

ein sehr erwünschtes schöngeschmücktes Sinnlied,

Der her uns schafft das hohe, hehre Lichtross,

das tausendfache, schöne Gaben spendet.

2. »Da ich zu seinem Anblick nun gekommen,

dünkt Varuna's Gestalt mir wie des Feuers,

Was schön als Licht und Dunkel prangt am Himmel,

das führe mir der Herrscher her zum Schauen.

3. Wenn ich das Schiff mit Varuna besteige,

und beide wir zum hohen Meer es steuern,

Wenn auf der Wogen Gipfeln wir dann wallen,

dann schaukle uns die Schaukel hin zum Heile.«[368]

4. Varuna liess aufs Schiff Vasischtha steigen

und machte ihn mit Wunderkraft zum Dichter,

Der Gott den Sänger an dem Tag des Heiles,

so lang' die Tage und die Morgen dauern.

5. »Wohin ist unsre Freundschaft nun gerathen,

da wir doch sonst so liebevoll verkehrten?

Zur grossen Wohnung, Varuna du Herrscher,

zu deinem tausendthor'gen Hause kam ich.«

6. Wenn Varuna, dein Freund, der dir doch lieb ist,

und dein Genosse an dir Unrecht übte,

So straf uns nicht nach unsrer Schuld, o Rächer,

verleihe Schutz, o weiser, du dem Sänger.

(7.363 Die wir in deinen festen Sitzen wohnen

und Schutz empfangen aus des Himmels Schoosse,

Von uns lös' ab, o Varuna, die Schlinge.

Ihr Götter, schützt uns stets mit eurem Segen.)

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 368-369.
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