VIII, 43. [663.] An Agni.

[460] 1. Es regen diese Lieder sich

zum Lob des weisen Förderers,

Agni's, des besten Opferers.

2. Drum dir, dem gern empfangenden,

o Wesenkenner, rüstiger,

O Agni, zeug' ich Lobgesang.[460]

3. So recht wie lichter Funken Schein

ist, Agni, dein Erglänzen hell,

Mit Zähnen kaut die Hölzer er.


4. Die Flammen rings von Rauch umwallt

die goldnen ziehn mit Lust dahin

Zum Himmel auf, vom Wind beeilt.

5. Es zeigten diese Flammen sich

der Morgenröthe Strahlen gleich,

Entzündet, lustig allesammt.

6. Zu Füssen liegt der dunkle Raum,

wenn Agni aus dem Boden spriesst,

Der Wesenkenner vorwärts dringt.


7. Die Pflanzen wählend sich zur Kost,

lässt Agni nicht zu kauen ab

Und eilt zu immer frischen hin.

8. Mit seinen Zungen beugend sich

und funkelnd mit der Flamme Glanz

Erstrahlet Agni in dem Holz.

9. In Wassern, Agni, ist dein Sitz

und den Gewächsen strebst du zu,

Dem Mutterleib entspringst du neu.


10. Dein Licht, o Agni, flammt empor,

wenn es mit Schmalz beträufelt ist,

Die Löffel küssend mit dem Mund.

11. Der Stiere isst und Kühe isst,

dem Ordner, der den Soma trägt,

Dem Agni huld'gen preisend wir.

12. Und dir, o Agni, nahen wir,

o Priester von erwünschter Kraft,

In Ehrfurcht mit der Flamme Brand.


13. Und dich, o heller, rufen wir,

wie Bhrigu, Manus, Angiras,

O Agni, du beträufelter.

14. Vom Weisen wirst du Weiser ja,

o Glut, von Glut, vom Helden Held,

Ein Freund vom Freunde angefacht.

15. So gib dem frommen Sänger du,

o Agni, tausendfaches Gut

Und heldenreiche Labungen.
[461]

16. O Agni, Bruder, krafterzeugt,

mit rothen Rossen, lichtem Werk,

Nimm dies mein Loblied gnädig an.

17. Dir eilen meine Lieder zu,

wie Kühe, Agni, in den Stall

Zum Kalbe, das verlangend brüllt.

18.462 Dir, dem begehrten, streben zu

die Angesessnen weit und breit,

O Agni, bester Angiras.


19. Den Agni treiben andachtsvoll

die weisheitsreichen Beter an,

Begeistert zu dem Opfermahl.

20. Als Priester, Agni, preisen dich,

der schnell du auf den Bahnen fährst,

Die, welche kunstvoll Opfer weihn.

21. Du bist der gleiche hier und dort

bei allen Menschen, mächtiger;

In Schlachten rufen wir dich an.


22. Den Agni preise, welcher stets,

mit Schmalz beträufelt, hell erstrahlt;

Er höre diesen unsern Ruf.

23. So rufen wir dich hörenden,

den Wesenkenner, Agni, dich,

Der du die Hasser von uns treibst.

24. Den wunderbaren Menschenherrn,

den Hüter aller Ordnungen,

Den Agni preis' ich, höre er.


25. Agni, der alle Kraft erregt,

gleich schnellem, angetriebnem Hengst,

Ihn spornen wie ein Ross wir an.

26. Fortschlagend Schmäher, fort den Feind,

Gespenster brennend überall,

O Agni, strahl mit heller Glut.

27. O Agni, bester Angiras,

den Menschen nach des Manus Art

Entzünden, achte auf mein Wort.


28. Ob, Agni, kraftgeborner, du

vom Himmel stammst, ob aus der Flut,

So rufen wir mit Liedern dich.

29. Dir senden diese Menschen hier,

die angesessnen weit und breit,

Die Nahrung zum Geniessen zu.[462]

30. So mögen wir andächtige,

o Agni, männerleitend stets

Durchdringen alles Ungemach.


31. Den Agni, welcher vielen lieb

und hold ist, heiss und hellentflammt,

Ihn flehn wir frohen Herzens an.

32. O Agni, glanzbegabter du,

der sonnengleich du Strahlen wirfst,

Du scheuchest kühn die Finsterniss.

33. Wir, starker, wünschen solch Geschenk

von dir, das nimmer untergeht,

Von dir, o Agni, schönes Gut.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 460-463.
Lizenz:

Buchempfehlung

Tschechow, Anton Pawlowitsch

Drei Schwestern. (Tri Sestry)

Drei Schwestern. (Tri Sestry)

Das 1900 entstandene Schauspiel zeichnet das Leben der drei Schwestern Olga, Mascha und Irina nach, die nach dem Tode des Vaters gemeinsam mit ihrem Bruder Andrej in der russischen Provinz leben. Natascha, die Frau Andrejs, drängt die Schwestern nach und nach aus dem eigenen Hause.

64 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Spätromantik

Große Erzählungen der Spätromantik

Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.

430 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon