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[528] Es besteht aus zwei Liedern, deren erstes mit Vers 14 abschliesst und voller Schwulst und absichtlichen Dunkels ist. Die ersten vier Verse beschreiben in mystischer Weise die Erzeugung des Opferfeuers, und erst mit der letzten Zeile des vierten Verses wendet sich das Lied an Indra. Die Deutungen in dem ersten Theile sind sehr zweifelhaft, auch die Lesart ist zum Theil verderbt, die Ordnung der Verse verschoben.


1. Der fahrende [wie es scheint, das männliche Reibholz, was an dem weiblichen, das hier als seine Tochter aufgefasst wird, hin und her fährt], der Tochter Spross erstrebend [çās in dem Sinne von â çās], ging, des Werkes kundig und die Andacht liebend, dahin, wo seine Tochter zu besamen eilend, in brünstiger Gier sich mit ihr eint der Vater.

2. Nicht überliess der Sohn [Agni, das am männlichen Reibholze entstandene Feuer] die Erbschaft der Schwester [der am weiblichen Reibholze entstehenden Flamme]; er machte fern vom Mutterschooss sein Lager [indem er als Brennholz die Flammen des Holzstosses anzündet, und so seine Erbschaft antritt]; wenn ihn den Fährmann [Agni] seine Aeltern [die beiden Reibhölzer] zeugen, ist von den beiden schön wirkenden der eine [das männliche Reibholz] der zeugende, der andere [das weibliche Reibholz] derför dernde [oder gedeihende].

3. Erzeugt ward Agni mit der Zunge zuckend, um hinzudringen zu den grossen Söhnen [Flammen] des feuerrothen [Agni], gross ist ihr [der Söhne] Spross, und gross das von ihnen geborene; durch Opfer wird gross des Flammenrosses [Agni] Wachsthum.

4. Die Siegerinnen [die Morgenröthen, als über das Dunkel siegend] strebten hin zu dem kämpfenden [Agni]; sie fanden grosses Licht aus der Dunkelheit heraus; als sie ihn erblickten[528] eilten sie hin, die Morgenröthen; da ward Indra allein der Herr der Kühe [im Vritrakampfe].

5. Den im festen Fels befindlichen Kühen bohrten Bahn die Weisen, die sieben Sänger [die Angiras] trieben sie [die Kühe] kühnen Sinnes vorwärts, sie fanden jeden Pfad, der richtig zum Ziele führt; den Weg kennend ging er [Indra] zu den Kühen [tâs gegen Pada] ein.

6. Als Sarama den Spalt des Felsens auffand, da bahnte sie den grossen, alten Himmelspfad, der zu einem Ziele hinführt; mit sicherm Fuss geht sie voran; der unversieglichen [Kühe oder Ströme] Getön erkennend, kam sie zuerst hin.

7. Und es kam der weiseste [Indra] sich ihr gesellend; dem kräftig wirkenden machte der Fels seinen Schooss zurecht, der Held gewann kämpfend sammt den Jünglingen [den Angiras]; da war sogleich fröhlich [oder leuchtend] das Haupt der Angirasen.

8. Er, überragend das Mass jedes Seienden, kennt die Geschöpfe alle, tödtet den Çuschna; vorleuchtend vom Himmel her als unser kampflustiger Führer, befreite er, der Freund, die Freunde von der Schmach.

9. Sie [die Angirasen] setzten sich nieder mit brünstigem Geiste, durch Lieder sich bahnend den Weg zur Unsterblichkeit; das ist ja nun ihr grosser Wohnsitz, durch den sie nach der Ordnung die Monate gewannen.

10. Sie freuten sich, da sie ihren Besitz [an Kühen] sahen, indem sie die Milch des alten Samens molken; ihr Lärm durchdrang [wol atarad statt atapad zu lesen] beide Welten; über das Geborene [den Nachwuchs der Kühe?] setzten sie einen Aufseher, und Männer über die Kühe (?).

11. Durch die Söhne [des Angiras, also durch die Angirasen?, (Sāyaṇa: durch die Maruts)] und durch ihre Opfer und Gesänge liess Indra, der Vritratödter, die Kühe heraus; ihm strömte die weitreichende edle Milchkuh, welche fette Süssigkeit trug, den süssen Trank zu.

12. Dem Vater [dem Angiras, der hier dem Himmel gleichgesetzt scheint] bereiteten sie den Sitz; denn grossen glänzenden Sitz ersahn ihm die thätigen; das Aelternpaar [Himmel und Erde] mit fester Stütze stützend, errichteten sie sitzend den aufgerichteten glänzenden [Sitz].

13. Wenn die grosse mit Soma gefüllte Schale den schnell erstarkten Helden beider Welten zum Angriff treibt, ihn, in welchem die tadellosen Lieder sich vereinen, so sind alle ungebeugten Kräfte dem Indra.

14.6 Ich wünsche mir deine grosse Freundschaft und deine Hülfen, zum Vritratödter gehen viele Lieder-Gespanne; wir vollführten grosses Loblied, ein Labsal des Herrlichen [Indra]; sei du, o mächtiger, unser Behüter.

15. Einen grossen, sehr glänzenden Grundbesitz ertheilend, beförderte er den Freunden recht den Fortgang; Indra erzeugte mit den Männern strahlend zugleich die Sonne, die Morgenröthe, Wohlfahrt, Feuer.

16. Die Wasser auch liess er, der starke Hausfreund, vereinigt fliessen, die allschimmernden; und die durch die Priester und die Seihen gereinigten süssen, schnellströmenden Tränke lassen sie [wol die Wasser als Subject] rinnen Tag und Nacht.[529]

17. Es geben bereitwillig nach die beiden schwarzen, ehrwürdigen Schatzkammern der Sonne [Himmel und Erde oder Tag und Nacht, Sāy.], wenn deiner Grösse, o Indra, auszuweichen deine begehrenswerthen Genossen eilend sind.

18. Sei du, o Vritratödter, Herr der schönen Lieder, der Held der alles belebt und Jugendkraft verleiht; komm her zu uns mit freundlichen Genossen, als grosser du mit grossen Hülfen eilend.

19. Mit Anbetung ihn nach Angiras-Art verehrend, mach' ich das alterzeugte [Lied] neu dem Alten; die vielen bösen Unholdinnen fahre über, und lass uns, o mächtiger, Glanz erlangen.

20. Viele schwüle Nebel waren ausgebreitet, führe uns durch sie hindurch zum Heile, o Indra, du Wagenstreiter, schütze uns vor dem Feinde; bald, recht bald lass uns Rinder erbeuten.

21. Der Vritratödter, der Herr der Kühe, wies Kühe als Geschenk an; mitten durch die schwarzen [Dämonen] ging er mit den feuerrothen Scharen [der Blitze]; und mit Gerechtigkeit die herrlichen Gaben anweisend erschloss er alle seine Thüren.

22 = 264, 22.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 528-530.
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