I, 94. An Agni.

[95] 1. Dem Wesenkenner, der's verdient, ihm haben wir

dies Lob bereitet kunstvoll einem Wagen gleich;

Denn heilvoll ist uns seine Sorge in dem Rath,

in deiner Freundschaft, Agni, treff' uns nimmer Leid.

2. Für wen du Opfer bringest, der gelangt zum Ziel,

der wohnet sicher und gewinnt sich Heldenkraft,

Zu Macht gelangt er, nie erreicht Bedrängniss ihn;

in deiner Freundschaft, Agni, treff' uns nimmer Leid.

3. Gib Kraft dich zu entzünden, segne das Gebet;

in dir geniesst die Götterschar den Opferguss;

Fahr die Aditja's her, denn die begehren wir;

in deiner Freundschaft, Agni, treff' uns nimmer Leid.

4. Wir wollen Holz dir bringen und dir Opfer weihn,

die wir zu jeder Opferzeit voll Andacht sind,

Zu langem Leben lass die Bitten uns gedeihn;

in deiner Freundschaft, Agni, treff' uns nimmer Leid.

5. Als Hausbehüter schreiten seine Diener vor,

sie, die behüten in den Nächten Mensch und Thier;

Des Morgens helles, grosses Licht bist, Agni, du,

in deiner Freundschaft, Agni, treff' uns nimmer Leid.[95]

6. Von alters her bist Priester du und Opferer,

Anweiser, Läutrer, Hauses Priester von Geburt

Und aller Opferdienste kundig blühest du;

in deiner Freundschaft, Agni, treff' uns nimmer Leid.

7. Der du gleich schön von allen Seiten bist zu schaun,

wie in der Nähe strahlst du, ob du fern auch seist;

Das Dunkel auch der Nacht durchschauest du, o Gott,

in deiner Freundschaft, Agni, treff' uns nimmer Leid.

8. Des Somapressers Wagen schaff' voran, o Gott;

die bösgesinnten überwinde unser Spruch;

Dies Wort beachtet und verleihet ihm Gedeihn!

in deiner Freundschaft, Agni, treff' uns nimmer Leid.

9. Mit Keulen schlag' den bösgesinnten Flucher fort,

die Feinde alle, sein sie nahe oder fern,

Und schaff' dem Opfer und dem Sänger freie Bahn;

in deiner Freundschaft, Agni, treff' uns nimmer Leid.

10. Wenn windbewegte rothe Flammenrosse du

geschirrt an deinen Wagen, brüllst du wie ein Stier,

Bezwingst des Waldes Bäume mit dem Rauchpanier;

in deiner Freundschaft, Agni, treff' uns nimmer Leid.

11. Dann fürchten sich vor deinem Lärm die Vögel auch,

wenn deine Funken grasverzehrend weithin sprühn;

Da ist für dich und deine Wagen gute Bahn,

in deiner Freundschaft, Agni, treff' uns nimmer Leid.

12. Du bist geschickt zur Sühnung Mitra's, Varuna's,

gewaltig ist der niedergehnden Maruts Grimm,

Sei gnädig, lass uns wiederkehren ihre Huld;

in deiner Freundschaft, Agni, treff' uns nimmer Leid.

13. Ein Gott bist du, der Götter wunderbarer Freund,

der guten guter, angenehm beim Opferfest,

Lass uns in deinem ausgedehntsten Schutze stehn;

in deiner Freundschaft, Agni, treff' uns nimmer Leid.

14. Das ist dein Segen, dass entflammt im eignen Haus,

getränkt mit Soma du in höchster Gnade rauschst,

Du spendest Schatz und Reichthum dem Verehrenden;

in deiner Freundschaft, Agni, treff' uns nimmer Leid.

(15. Wenn irgend einen du, o reicher, ew'ger,

Schuldlosigkeit und Wohlergehn gewährest,

Und ihn mit reicher Geisteskraft erfüllest

und kinderreichem Gut, so thu' an uns das.

16. O Agni, du, des hohen Glückes kundig,

o Gott, verlängre unser Erdenleben;

Das mög' uns Mitra, Varuna gewähren

und Aditi, das Meer, und Erd' und Himmel.)

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 95-96.
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