I, 152. An Mitra-Varuna.[153] 143

Die Vierkantwaffe (Vers 2) ist (nach 318) der vierschneidige Blitzstrahl der Götter, der Dreikant also die dreikantige Waffe der Dämonen. Die Fusslose in V. 3 ist die Morgenröthe, aus deren Schoosse der Sonnengott geboren wird; dieser eilt (Vers 4) als Buhle den Morgenröthen nach, ohne sie je zu erreichen; die Jugend ist die Schar der Jünglinge, die dem Dichter, dem Sohne der Mamata, zuhören. Der Opferlohn der dem Dichter zu Theil geworden ist, wird als Milchkuh mit vollem Euter dargestellt (V. 6.)


1. Ihr hüllt euch in fettglänzende Gewänder;

ununterbrochen strömen eure Pläne,

Zu Boden schlugt ihr, Varuna und Mitra,

jedwedes Unrecht, und das Recht beschirmt ihr.

2. Nicht jeder Mensch vermag es zu verstehen;

doch bleibet wahr das mächt'ge Wort der Seher:

»Die starke Vierkantwaffe schlägt den Dreikant;

zuerst vergingen stets die Götterhasser.«

3. Die fussloss ist, geht vor den fussbegabten,

dies euer Werk wer kennt's, Varuna-Mitra?

In ihrem Schoosse trägt des Sohnes Last sie,

er fördert Recht und schlägt das Unrecht nieder.

4. Wir sehn den Buhlen zu den Jungfraun eilen,

doch nimmer ruhet er an ihrer Seite;

In ungetrennte weite Räume dringt er

in Varuna's und Mitra's lieben Wohnsitz.

5. Geboren ohne Ross und Zügel, wiehernd

fliegt auf der Renner mit erhobnem Rücken;

Das kaum verstandne Lied gefällt der Jugend,

die Varuna's und Mitra's Satzung preiset.[153]

6. Mamata's Sohn, der Freund der heil'gen Weisheit,

hat reich gelabt der Milchkuh volles Euter;

Wer Lieder kennt, nur der begehr des Trunkes;

setzt der ihn an den Mund, so weicht der Mangel.

7. Euch lad' ich ein mit Ehrfurcht und mit Liebe

zum Opfermahl, o Varuna und Mitra,

In Kämpfen schaffe Sieg uns unser Beten

und hülfreich mög' uns sein des Himmels Regen.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 153-154.
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