IX, 71. [783.]

[239] Die erste Hälfte des Liedes ist dunkel gehalten, besonders ist Vers 4 unklar.


1. Die Milch ergiesst sich, und zum Sitze geht der Held

und schirmet wachsam vor dem Unhold und Gespenst,

Den Nebel macht zur Mähne sich das Ross, die Milch

im Krug zur Decke und zum Schmucke das Gebet.

2. Wie ein Erobrer dringt er schnaufend, brüllend vor,

lässt niederrinnen diesen seinen Himmelsglanz,

Wirft ab die Hülle, geht zu seines Vaters Ort,

und legt im Lauf das wallende Gewand sich an.

3. Gepresst von Steinen rieselt aus den Armen er,

mit Regen strömt er, ist begeistert durch Gebet,

Er freut sich, eilt und kommt zum Ziele durch das Lied,

er wäscht sich rein im Wasser, opfert gabenreich.

4. Sie giessen rings den himmlischen, der Berge liebt,

den Freund der Kraft, der Süssigkeit, des Hauses aus;

Wo an dem Euter Kühe rechte Opfer nehmend, ihn,

den herrlichen, in Strömen salben an dem Haupt.

5. Zehn Schwestern haben in dem Schooss der Aditi

wie Wagen in der Schnitzbank ihn zurecht gemacht,

Er kam herbei und schreitet nach dem Ort der Kuh,

dem heimlichen, den Priesterhand bereitet hat.

6. Es eilt der Gott zu setzen sich auf goldnen Sitz,

den Andacht ihm errichtet, wie aufs Nest der Aar;

Sie senden ihn mit Liedern hin zur lieben Streu,

der hehre eilet wie ein Ross den Göttern zu.

7.246 Es eilt geschmückt der rothe Himmels-Seher fort,

der Stier mit dreien Rücken jauchzt den Kühen zu;

Auf tausend Wegen strebend hin und her bestrahlt

die vielen Morgenröthen wie ein Sänger er.

8. Er schafft sich lichte Schönheit, das ist seine Art,

wo er verweilt, vertreibt die Feinde er im Kampf,

Trank spendend geht voll Lust er zu der Götter Stamm,

vereint sich liebend mit Gesang und Milcherguss.

9. Die Heerden wie ein Bull durchschreitend brüllt er,

er hat sich angelegt der Sonne Strahlen;

Des Himmels Adler blickt herab zur Erde,

Soma beschaut mit Weisheit alle Wesen.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 239-240.
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