X, 51, [877.] Gespräch zwischen Varuna und Agni.[338] 346

Agni, des ewigen Opferdienstes müde, hat sich im Wasser versteckt; Jama hat ihn entdeckt, und Varuna an der Spitze der Götter beredet ihn, seinen Dienst wieder anzutreten. Die Verse mit gerader Zahl spricht Agni, die übrigen Varuna.


1. Gross ist und dicht der Balg, mit dem umkleidet

du in das Wasser bist entflohn, o Agni;

Doch ist ein Gott, der alle deine Glieder,

o Wesenkenner, hier und dort gesehn hat.

2. »Wer von den Göttern war's, der mich erblickt hat,

der meine Glieder hier und dort gesehn hat?

Wo weilen jetzt die Feuerflammen alle,

die Göttern nahten, Varuna und Mitra?«

3. Wir suchten hier und dort, o Wesenkenner,

in Wassern, Kräutern, Agni, dich versteckten;

Da fand dich Jama auf, o strahlenreicher,

dich, dessen Licht durch zehn Verstecke durchdringt.

4. »Ich floh vom Opfer, Varuna, befürchtend,

dass wieder mich die Götter daran bänden,

Drum barg ich hier und dorthin meine Glieder,

ich Agni, hab' nicht mehr solch Werk im Sinne.«

5. Komm her, der fromme Mensch das Opfer liebend

steht schon bereit; was weilst du in dem Dunkel?

Mach gangbar nun die gottbetretnen Wege,

und fahre wohlgemuth die Opfertränke.

6. »Schon meine ältern Brüder haben dieses

Geschäft besorgt wie seine Fahrt der Fuhrmann;

Aus Scheu davor, o Varuna, entfloh ich,

gleichwie der Büffel vor dem Schwung der Sehne.«

7. Wir schaffen dir, o Agni, ew'ge Jugend,

dass, Wesenkenner, du im Dienst nicht leidest,

Drum fahre nun auch wohlgemuth, o edler,

hin zu den Göttern ihren Opferantheil.

8. »So gebt mir ganz den Vortrunk und den Nachtrunk,

den nahrungsreichen Theil des Opfertrankes,

Den Seim der Wasser und der Kräuter Würze,

und lang', o Götter, währe Agni's Leben.«[338]

9. Dein sei nun ganz der Vortrunk und der Nachtrunk,

der nahrungsreiche Theil des Opfertrankes,

Das ganze Opfer hier soll dein sein, Agni,

und alle Lande sollen dir sich neigen.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 338-339.
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