X, 55. [881.] An Indra.

[340] Zu 1 a.b. vgl. 880, 1; der Bruder (in Vers 2) ist der Sonnengott (vgl. 496, 5), dessen Söhne der Mond und die Sterne. Die Vierunddreissig in V. 3 sind die Götter, deren Zahl sonst (z.B. 240, 9) auf Dreiunddreissig angegeben wird; hier würde, Indra eingeschlossen, ihre Zahl 35 also 5 mal 7 sein. In V. 4-6 werden Morgenröthe, der Mond mit den Sternen und die Sonne als die erwähnt, die durch Indra (nach V. 1) gestützt und bewehrt wurden, und durch die er (V. 7) neue Kraft empfängt.


1. In weiter Ferne war dein Sein verborgen,

als furchtsam dich um Kraft die Welten flehten;

Da stütztest du rechtzeitig Erd' und Himmel

und hell erglänzend auch des Bruders Söhne.

2. Gross, viel erwünscht ist dies verborgne Dasein,

wodurch du schufst, was ist und künftig sein wird;

350Dein alter lieber Glanz, den du erzeugt hast,

in den die lieben fünf Geschlechter drangen.

3. Er füllte Erd' und Himmel und die Luft an,

fünf Stämme, Götter regelrecht je sieben;

Vielfach erscheint er mit den vierunddreissig

mit gleichem Glanze, welcher weithin leuchtet.

4. Dass als der Lichter erstes du erstrahltest,

o Morgenroth, des Reichen Wohlstand zeugend,

Dass spätrer Schwestern Schar der frühern folgte,

das war allein der grossen grosse Allmacht.

5. Der einsam läuft, obwol umschart von vielen,

und Jüngling war, ihn hat der Greis verschlungen;

Beschau des Gottes Geisteskraft mit Andacht;

der heute starb, der athmete noch gestern.

6. Der grosse Vogel roth und stark an Stärke,

der starke Held, der keine Heimat kennet,

Was er erschaut, ist ohne Falsch, ist Wahrheit;

erwünschtes Gut erbeutet er und schenkt er.

7. Durch sie empfing der Blitzer Heldenkräfte,

durch die er mächtig ward zum Vritrakampfe;

Die durch die Macht des ausgeführten Werkes

durch heil'ges Werk als Götter sind geboren.

8. Allmächtig, mit dem Freund die Thaten wirkend,

die Bösen schlagend, feindbezwingend, weise,

Zum Himmel wachsend nach dem Trunk des Soma's

blies weg der Held im Kampfe die Dämonen.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 340-341.
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