A. Das Lied des Arztes.

[378] Ich gebe das Lied mit Ausnahme einer geringen Aenderung in Vers 9 genau nach der Uebersetzung von R. Roth (siehe die Anm.)


1. Vom Kraut, das aus der Urzeit stammt,

– drei Alter vor den Göttern selbst –

In hundertsiebenfacher Art,

vom grünenden will dichten ich.

2. Ja hundertfach ist eure Art

und tausendfach ist euer Wuchs;

Mit hundert Kräften wohlbegabt,

macht diesen Kranken mir gesund.

3. So gehet lustig mir zur Hand

sei's mit der Blüte, mit der Frucht!

Der Stute gleich, die Preis gewinnt,

geleite uns das Kraut zum Sieg.[378]

4. Ihr Mütterchen, ihr himmlischen,

ihr Kräuter all, ich sag' es euch:

Ross, Rind und Rock muss haben ich

– sammt deinem Leben, lieber Mann!

5. Von Feigenholz ist euer Bett,

das Nestchen ist vom Bohnenbaum;

Ihr wäret mir viel Geldes werth,

wenn ihr mir rettetet den Mann.

6. Bei wem der Kräuter Schar sich trifft,

wie Fürst und Häupter in dem Rath,

Den nennt man den geschickten Arzt

Unhold- und Suchten-Bändiger.

7.400 Das wäss'rige, das milchige,

das nährende, das kräftige –

Beisammen sind sie alle hier,

zu machen seinen Schaden heil.

8. Der Kräuter Düfte strömen aus,

wie aus dem Stall die Heerde dringt,

Um zu gewinnen werthen Preis

– und auch dein Leben, lieber Mann.

9. Wie eure Mutter Heilerecht,

heisst ihr die Töchter Macheheil;

Ihr seid beschwingten Strömen gleich,

was schadhaft ist, das macht ihr heil.

10. Kein Hemmniss hält sie auf, sie sind

der Dieb, der durch die Zäune bricht,

Die Kräuter werfen alles um,

was an dem Leib Gebreste ist.

11. Wenn ich, ihr Arzeneien, euch

in meine Hände drohend fass',

So macht das Siechthum sich davon,

es bangt ihm vor des Häschers Griff.

12. Auf eurem Weg von Glied zu Glied,

und von Gelenke zu Gelenk

Treibt ihr das Siechthum vor euch her,

als wär's durch strengen Richters Spruch.

13. So fliege Krankheit, flieg davon,

mit Elstern, mit den Hähern flieg,

Auf Windes Schwinge fahre hin

dahin fahr mit dem Wirbelwind.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 378-379.
Lizenz:

Buchempfehlung

Chamisso, Adelbert von

Peter Schlemihls wundersame Geschichte

Peter Schlemihls wundersame Geschichte

In elf Briefen erzählt Peter Schlemihl die wundersame Geschichte wie er einem Mann begegnet, der ihm für viel Geld seinen Schatten abkauft. Erst als es zu spät ist, bemerkt Peter wie wichtig ihm der nutzlos geglaubte Schatten in der Gesellschaft ist. Er verliert sein Ansehen und seine Liebe trotz seines vielen Geldes. Doch Fortuna wendet sich ihm wieder zu.

56 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon