X, 117. [943.] Lob der Mildthätigkeit.

[394] 1.417 Nicht ist der Hunger stets des Todes Quelle nur,

den satten auch ereilt des Todes Misgeschick,

Und nicht vergeht der Reichthum des Barmherzigen;

wer hart ist, findet den nicht, der sich sein erbarmt.

2.418 Wer einem Dürft'gen, der nach Trunk verlangend lechzt,

dem Armen, der ihm hungernd naht, nicht Nahrung gibt,

Sein Herz verhärtet gegen den, der flehend kommt,

der findet nimmer den, der seiner sich erbarmt.[394]

3.419 Nur der geniesset recht, der Armen mittheilt,

die Dürft'gen speiset, die nach Speise lechzen;

Er findet Gleiches wenn er Hülfe anspricht,

und für die Zukunft schafft er einen Freund sich.

4. Das ist kein Freund, wer nicht dem Freunde mittheilt,

der zu ihm kommt und ihn um Nahrung anspricht;

Er muss hinweggehn, hier ist nicht sein Bleiben,

er sucht sich andern Geber, sei er fremd auch.


5. Mittheilen soll der Reichere dem flehnden;

er schaue hin auf seinen weitern Wandel;

Denn Güter drehn sich wie des Wagens Räder,

und fallen zu dem einen um den andern.

6. Vergeblich nur erwirbt der Thor sich Speise,

ich spreche Wahrheit, sie wird nur sein Tod sein,

Kein Freund wird ihm zu Theil und kein Genosse;

allein trifft Noth den, der allein geniesset.


7. Der Pflug schafft Nahrung nur, wenn er das Land pflügt;

geht auf den Weg er, stösst man ihn mit Füssen;

Und mehr erlangt der Beter, als wer nicht fleht,

Der Freund, der gibt, kommt über den, der nicht gibt.

9. Die gleichen Hände wirken doch nicht gleiches;

nicht gleiches saugen Kinder gleicher Mutter,

Auch Zwillingsbrüdern ist nicht gleiche Stärke;

auch zwei Verwandte sind nicht gleich im Geben.

(8. siehe Anhang.)

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 394-395.
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