Die Sonne als Symbol des Brahman.

[76] Chândogya-Upanishad 3,19.


1. Die Sonne ist das Brahman, so lautet die Anweisung [zur Verehrung]. Darüber ist diese Erläuterung.

Diese Welt war zu Anfang nichtseiend; dieses [Nichtseiende] war das Seiende. Dasselbige entstand. Da entwickelte sich ein Ei. Das lag da, solange wie ein Jahr ist. Darauf spaltete es sich; die beiden Eierschalen waren, die eine von Silber, die andre von Gold.

2. Die silberne ist diese Erde, die goldene der Himmel dort. [Hier geht die Vorstellung des Vogeleies in die des Fötus über.] Die äussere Eihaut (jarâyu, Chorion) sind diese Berge, die innere Eihaut (ulvam, Amnion) sind hier Wolken und Nebel, die Gefässadern sind die Flüsse, das Fruchtwasser ist der Ozean.

3. Was aber dabei geboren wurde, das ist die Sonne dort; als sie geboren war, erhob sich lärmendes Jauchzen hinter ihr her und alle Wesen und alle Wünsche. Daher kommt es, dass bei ihrem Aufgange und ihrer jedesmaligen Wiederkehr lärmendes Jauchzen und alle Wesen und auch alle Wünsche sich erheben.[76]

4. Wer, dieses also wissend, die Sonne als das Brahman verehrt, bei dem ist Hoffnung, dass ihm beifälliges Jauchzen entgegenschallt und ihn erquickt, – und ihn erquickt.

Quelle:
Die Geheimlehre des Veda. Leipzig 1919, S. 76-77.
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