4. Die sieben Wege der Erziehung

[219] Dsong Dsï sprach: »Darf ich fragen: Was sind die sieben Wege der Erziehung?«

Meister Kung sprach: »Indem die Oberen das Alter ehren, werden die Unteren um so ehrfurchtsvoller gegen ihre Eltern. Indem die Oberen sich nach den Altersunterschieden richten, werden die Unteren um so fügsamer gegen ihre älteren Brüder. Indem die Oberen es lieben zu spenden, werden die Unteren um so freigebiger. Indem die Oberen sich an die Tüchtigen anschließen, werden die Unteren sorgfältig in der Wahl ihrer Freunde. Indem die Oberen geistigen Wert lieben, werden die Unteren nicht verschlagen. Indem die Oberen die Habgier hassen, schämen sich die Unteren zu streiten. Indem die Oberen stark und wahr sind, werden die Unteren unbestechlich und bekommen Ehrgefühl. Wenn die Leute so alle eine Regel haben für das, was sie unterlassen, und das, was sie tun sollen, so kostet es keine Mühe, sie recht zu machen. Das sind die sieben Wege zur Erziehung. Diese sieben Wege zur Erziehung sind die Grundlage für die Ordnung des Volks. Wenn die Erziehung fest ist, so wird das Volk recht. Die Oberen sind das Vorbild des Volkes. Wenn das Vorbild recht ist, was wäre dann nicht recht? Wenn der Herr erst selbst gefestigt ist im wahren Menschentum, dann sind die Minister treu und die Beamten zuverlässig, das Volk aufrichtig, die Arbeiter einfach, die Kaufleute ehrlich, die Mädchen keusch und die Frauen demütig. Diese sieben Wirkungen sind das Ziel der Erziehung. Diese sieben Dinge mag man ausbreiten auf der ganzen Welt, und sie sind nicht zu fein; man mag sie[219] beschränken auf den einfachsten Haushalt, und sie sind nicht zu massig. Darum macht der berufene Heilige die Menschen gleich durch die Sitte, er festigt sie durch die Gerechtigkeit und bringt sie in Bewegung durch Anpassung, und das Volk verwirft das Böse wie etwas Ausgegossenes.« Dsong Dsï sprach: »Ich bin wohl nicht fähig, aber diese Lehre ist die höchste.«

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 219-220.
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